Kommentar: Freiheit ist nicht verhandelbar

Trier · Wenn es einmal mehr eine Lehre aus den eiskalt und präzise geplanten Anschlägen von Paris gibt, dann die: Freiheit und Sicherheit sind ohne Toleranz, ohne Respekt vor dem Leben nicht möglich.129 Menschen sind ermordet, mehrere Hundert verletzt worden, weil sie da waren.

Wahllos hingerichtet, stellvertretend für alle, die nach Sinn, Erfüllung und Frieden vor dem Tode streben.
Dabei geht es an der Wirklichkeit vorbei, die Täter feige oder hinterhältig zu nennen. Sie waren vielmehr effiziente Mordmaschinen, die das eigene Leben ebenso achtlos wegwarfen, wie sie das ihrer Opfer vernichteten. Ihre Motive entziehen sich den Wert- und Moralvorstellungen einer offenen Gesellschaft. Unser Entsetzen ist Ziel und Lohn dieses Terrors.

Mit einem Minimum an Einsatz haben die Krieger des sogenannten Islamischen Staates ein Maximum an Leid und Einschüchterung erreicht.
Ob der fast flehentliche Appell von Innenminister Thomas de Maizière und vieler anderer Politiker quer durch das Parteienspektrum, Flüchtlings- und Sicherheitspolitik nicht zu vermengen, auf breiten Widerhall stößt, steht dahin. Die Saat von Wut und Gewalt ist ja bereits vereinzelt aufgegangen. Da, wo Flüchtlingsheime brennen wie gestern wieder auf Usedom. Da, wo Hilfesuchende, die vor demselben Terror geflohen sind, der jetzt zum wiederholten Mal in Paris so schreckliche Wunden gerissen hat, als Vieh und Dreck beschimpft werden. Da, wo Freiheit zum Recht auf Hetz- und Hasstiraden missbraucht wird. Sie alle sind Brüder und Schwestern im Geiste der Menschenfeindlichkeit.

Es ist ja so wohlfeil, die Sündenböcke unter den Schwächsten zu suchen und alle Asylsuchenden unter Generalverdacht zu stellen. Wer zur Zerstörung zivilisatorischer Errungenschaften entschlossen ist, der findet immer einen Weg.
Die europäische Gemeinschaft, die Demokratien und nach Demokratie strebenden Völker dieser Welt brauchen jetzt einander mehr denn je. Nicht vereint in Abwehr, Trotz und panischen Reaktionen, sondern in gegenseitiger Achtsamkeit, im unverbrüchlichen Willen zu einem Leben in Freiheit.
i.funk@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort