Kommentar: Noch nicht ausgefeilt genug

Trier · Die Landesregierung öffnet das Schulsystem für Kinder mit Behinderungen. Sie muss das tun, denn die Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention durch Deutschland macht die Chancengleichheit von behinderten Menschen zu einem geltenden Recht.

Der Einstieg in ein offenes Schulsystem geschieht in Rheinland-Pfalz mit ´Bedacht und in mehreren Schritten. Zunächst sollen Regelschulen mit einem speziellen inklusiven Angebot und entsprechend geschulten Lehrkräften den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nicht-behinderten Kindern übernehmen. Förderschulen, einst Sonderschulen genannt, sollen zu Beratungszentren werden, die Schwerpunktschulen, aber auch andere Regelschulen in Fragen der Inklusion unterstützen. Das Schulgesetz wurde entsprechend geändert. So weit so gut.

In der Praxis zeigen sich aber bereits zum Start große Probleme. Die Bildungsverbände fordern mehr Fachpersonal. Die kosten Geld. Inklusionshelfer sind ebenfalls nicht umsonst zu haben, die Schülerverkehre auch nicht. So ist es kein Wunder, dass Kommunen und Land kontrovers über die Finanzierung der Inklusion diskutieren, kaum dass sie begonnen hat. Zudem geht es um den Zuständigkeitswirrwarr zwischen Jugendhilfe und Sozialhilfe, der schnellstens beseitigt werden sollte.

Die unsägliche Fünf-Schüler-Regel muss verschwinden. Finanziell nicht gut gestellte Eltern, die in einem abgelegenen Dorf auf dem Land leben, werden ohne aufreibenden Gang zum Sozialamt ihrem behinderten Kind sonst kaum das nahebringen können, was sich das Land so plakativ auf die Fahne geschrieben hat: Gleiches Bildungsrecht für alle!
r.neubert@volksfreund.deMehr zum Thema

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