Kommentar: Oh, wie schön war Panama

Trier · Diese Enthüllungen machen sprachlos. Nicht etwa wegen der strafrechtlichen Dimension. Die kann im Augenblick noch nicht eingeschätzt werden. Sondern weil sie einen Einblick in eine Schattenwelt gewähren, die für den Normalbürger bis zuletzt nicht vorstellbar war.

Es ist eine Welt, in der Politiker, die unsere Gesetze machen, sich einfach über diese Regeln hinwegsetzen, um sich selbst zu bereichern. Es ist ein System, bei dem Wohlhabende das lästige Bezahlen von Steuern so weit wie möglich umgehen und damit bewusst die Allgemeinheit schädigen. Und, das ist das wirklich Absurde, in diesem Umfeld tummeln sich anscheinend auch Geheimdienste, Terrorgruppen und weltweit geächtete Regimes, die über ihre Briefkastenfirmen mal eben einen kleinen Krieg, Attentate oder Morde finanzieren.

Das mag sich für viele absurd und weit weg anhören, ist es aber nicht. Nur wenige Kilometer von Trier entfernt haben sich viele Luxemburger Banken mit der Vermittlung von Briefkastenfirmen in Steueroasen offenbar eine goldene Nase verdient. Allein unter den zehn wichtigsten Partnern der im Zentrum der Enthüllungen stehenden Kanzlei Mossack Fonseca sind vier Finanzinstitute aus dem Nachbarland. Und das Handelsregister des mittelamerikanischen Staates liest sich wie das Who-is-who der Luxemburger Anwaltskammer.

Nur mit dem Finger auf unser Nachbarland zu zeigen, wäre in diesem Fall aber falsch. Auch deutsche Banken haben am Geschäft mit anonymen Briefkastenfirmen prächtig verdient. Bereits drei von ihnen haben in den vergangenen Monaten wegen der Beihilfe zur Steuerhinterziehung millionenschwere Strafzahlungen an die Finanzbehörden überwiesen. Besonders peinlich ist dabei, dass mit der HSH Nordbank sogar ein staatliches Finanzinstitut für seine Aktivitäten in Luxemburg zur Kasse gebeten wurde.

Auch wenn die Gründung einer anonymen Briefkastenfirma nicht illegal ist, so bleibt sie moralisch fragwürdig. Unsere Gesellschaft sollte sich deshalb überlegen, wie viel Vertrauensvorschuss wir Menschen entgegenbringen wollen, die ihr Vermögen auf anonyme Konten transferieren.

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