Kommentar: Warum Meinungs- und Religionsfreiheit geschützt werden müssen
Es ist nicht einfach, die Verbreitung von Dreck zu verteidigen. Erst recht nicht, wenn dieser Dreck wiederum als Vorwand zum Morden dient. Der 14-minütige Mohammed- Schmähfilm, der in arabischen Ländern zu blutigen Aufständen gegen westliche Regime, insbesondere die USA, geführt hat, schürt weltweit die Angst vor wachsender Gewalt.
Denn für islamistische Hassprediger ist der Streifen eine willkommene Steilvorlage, um ihre Anhänger weiter zu radikalisieren. Das privat gedrehte Internet-Video, das mittlerweile in einigen Ländern gesperrt, in Deutschland aber im Internet frei einsehbar ist, hat auch bei uns eine Diskussion um ein Ausstrahlungsverbot und die Verschärfung des Blasphemieparagrafen in Gang gesetzt.
Auf der anderen Seite machen sich Neonazis unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit für seine öffentliche Aufführung stark. Das Spiel mit den bekannten Wechselwirkungen zwischen Provokation und Gewalt ist so banal wie perfide. Man verunglimpfe den islamischen Glaubensgründer Mohammed als ein sexbesessenes, mordrünstiges Ungeheuer und führe die ebenfalls geschickt instrumentalisierte Wut, die sich darüber entlädt, als Beweis dafür an.
Was als Konflikt zwischen dem Islam und dem Rest der Welt simuliert wird, ist in Wirklichkeit nur der Gesinnungsterrorismus zweier sich bekämpfender Minderheiten. Wer vor ihnen verletzter Gefühle wegen oder aus Sorge um die öffentliche Sicherheit zurückweicht, macht sie stärker.
In Demokratien sind Meinungs- und Religionsfreiheit nicht verhandelbar. Denn zerstören wollen sie gerade die, die sie für ihre eigenen üblen Zwecke reklamieren. Deshalb: keine Verbote, keine schärferen Gesetze. Es gibt ein viel wirksameres Mittel, sich beiden Brunnenvergiftern entgegenzustemmen: machtvolle Demonstrationen zur Verteidigung von Freiheit, Würde und Menschenrechten. Demonstrationen, die noch größer und beeindruckender sind als die gegen den Bau von Bahnhöfen oder Flugzeuglandebahnen.
i.funk@volksfreund.de