Kopflose Genossen

Bei den Sozialdemokraten herrschen Hauen, Stechen, Flügelschlagen, Messerwetzen, Stühlerücken, Köpferollen und was die politische Sprache mehr für Situationen wie diese zur Verfügung hat.

Müntefering weg, Steinbrück weg, Heil weg, Beck schon lange weg, Steinmeier halbiert und Wowereit nicht akzeptiert.

Es herrschen die allergrößte Verzweiflung und Anarchie, und sie liegen nicht nur in dieser Wahlklatsche begründet. Sie liegen auch daran, dass keiner, wirklich keiner im Moment weiß, woran es gelegen haben könnte. Schon seit vier Jahren weiß das keiner, seit dem Abgang Schröders.

Und demzufolge weiß auch keiner, was man tun könnte, um aus der Situation herauszukommen. Aber genau deshalb ist das, was jetzt stattfindet, das Messerwetzen und Köpferollen, so kopflos, weil es kein Ziel hat, außer, irgendetwas zu tun, quasi zur Entlastung der Seele.

Der Beschluss der Berliner Landes-SPD, die Helden des zurückliegenden Wahlkampfes und der vergangenen elf Regierungsjahre, von Steinmeier über Schröder bis Steinbrück, für ein Ritual namens Verjüngung oder Erneuerung zu opfern und ihr Andenken mit Füßen zu treten, entspricht dem revolutionären Geist eines Robespierre. Aber solche Revolutionen fressen ihre Kinder bekanntlich am Ende gern auch mal selbst, was man übrigens gut am Wahlergebnis dieser Landes-SPD sehen kann: 20 Prozent, trotz (oder wegen) ergebenster Regierungskooperation mit der Linkspartei. Um Himmels willen, kann man den gemäßigten Sozialdemokraten überall in der Republik nur zurufen: Behaltet einen kühlen Kopf! Wir brauchen euch als Volkspartei. Als seriöse linke Volkspartei.

nachrichten.red@volksfreund.de

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