Langer Atem nötig

Die Handwerkammer Trier kommt nicht zur Ruhe. Schon über ein Jahr lang leidet die einstige Vorzeige-Kammer unter dem Skandal in ihrem Umweltzentrum. Was zunächst nach Verfehlungen einiger weniger Mitarbeiter ausgesehen hat, hat sich zum Flächenbrand ausgedehnt und inzwischen selbst die Spitze der Kammer weggeweht.

Der langjährige Hauptgeschäftsführer Hans-Hermann Kocks und sein Stellvertreter Josef Adams werden nicht mehr zur HWK zurückkehren.

Welche Auswirkungen die Missstände und der Schmu, der im Umweltzentrum getrieben wurde, noch haben werden, zeigt sich in voller Wirkung erst nach und nach. Dabei sind die materiellen Schäden vielleicht für die zahlungskräftige Kammer noch einigermaßen zu verkraften. Schließlich hat man einen zweistelligen Millionenbetrag auf der hohen Kante liegen.

Doch der Image-Schaden ist enorm. Mit dem Skandal im Umweltzentrum hat die HWK bei vielen ihre Glaubwürdigkeit verspielt. Und der jüngste "Aufreger" um unkorrekte Prüfungen im Umweltzentrum sorgt für einen neuen Flurschaden. Dies dürfte auch in den nächsten Wochen wieder für viel Aufregung bei der Kammer sorgen, denn nachdem man nun 70 Gebäude-Energieberatern die "Lizenz" entzogen hat, muss die HWK Fragen um Fragen beantworten. Auch Fragen, auf die die Kammer vielleicht bisher selbst noch keine Antwort hat. Kommt nun eine Flut von Regressansprüchen auf die Kammer zu? Wie schnell können die beanstandeten Zertifikate der Energieberater geprüft werden?

Handwerkspräsident Rudi Müller ist wahrlich nicht zu beneiden. Doch bevor nicht alle Altlasten bei der Handwerksammer vom Tisch sind, wird es keine Ruhe geben. Weder für ihn noch für die Handwerkskammer. Bisher hat sich der Präsident als Aufräumer und Feuerwehrmann bewährt. Wie es scheint, muss er aber noch einen langen Atmen haben.

h.waschbuesch@volksfreund.de

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