Metzgers Täuschung

In die politische Landschaft ist Bewegung gekommen. Man könnte auch sagen, die Parteien gehen immer mehr aufeinander zu. "Schuld" daran ist die Etablierung der Linken, die eine ausreichende Mehrheit für "kleine Koalitionen" immer unwahrscheinlicher werden lässt.

So kann es nicht verwundern, dass der designierte Spitzenkandidat der Grünen, Jürgen Trittin, verkündet, seine Partei wolle ohne Koalitionsaussage in den nächsten Bundestagswahlkampf ziehen. Bei früherer Gelegenheit hatten sich die Ökos stets an die Sozialdemokraten gefesselt. Trittins Botschaft lautet daher übersetzt: Wir können demnächst auch mit der CDU.Da trifft es sich scheinbar ganz gut, dass ein ehemaliger grüner Quertreiber wie Oswald Metzger just am selben Tag seinen Eintritt bei den Christdemokraten bekanntgegeben hat. Aus "marktwirtschaftlicher Überzeugung", wie er noch anmerkte. Wenn sich Metzger da mal nicht in seiner neuen politischen Heimat täuscht. Vom strammen marktliberalen Kurs ihres Leipziger Parteitages ist bei der CDU jedenfalls kaum etwas übrig geblieben. Vielmehr denkt man dort inzwischen genauso wie in der SPD über soziale Wohltaten nach, um die Bürger stärker am Aufschwung teilhaben zu lassen. Mit den Lockerungsübungen bei der Machtkonstellation ist demnach auch eine inhaltliche Annäherung verbunden. Abgesehen vom Atomausstieg gibt es eigentlich keine politische Hürde mehr, über die Union und Grüne nicht gemeinsam springen könnten. In Hamburg wird diese Übung gerade vorexerziert.

Nur bei der FDP sind die marktwirtschaftlichen Überzeugungen noch am ehesten zu Hause. Insofern hätte Metzger eigentlich Mitglied der Liberalen werden müssen. Die Chance, für die Freidemokraten in den Bundestag einzuziehen, ist freilich deutlich geringer als auf dem Ticket der CDU. Da hat Metzger wohl schlicht an seinen eigenen Marktwert gedacht.

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