Mit Vorsicht zu genießen

Wenn Lehrerverbände den Mangel an Personal beklagen und die Einstellung von mehr Pädagogen verlangen, dann ist das zunächst einmal ihr gutes Recht. Sie vertreten schließlich die Interessen dieses Berufsstandes.

Prinzipiell zielt auch ihre Kritik an der Unterrichtsversorgung und ihre Forderung nach einer optimalen Ausstattung der Schulen in die richtige Richtung. Denn jede Stunde Unterricht, die ausfällt, ist eine Stunde zu viel. Und es fallen - sehr zum Ärger vieler Eltern und ihrer Kinder - noch immer zu viele Stunden aus. Wobei die Realität in den Schulen leider oft eine andere Sprache spricht als die Zahlen und Statistiken des Bildungsministeriums.

Gleichwohl sind die jüngsten Äußerungen der Verbände und der CDU mit Vorsicht zu genießen.

Zum einen gibt es keine hinreichende Begründung dafür, warum angeblich nur voll ausgebildete Lehrer für eine gute Qualität des Unterrichts bürgen. Nicht jeder Absolvent eines Pädagogikstudiums ist mit dieser Qualifikation automatisch ein guter Lehrer. Hingegen verspricht der seit Jahren beschrittene Weg des Bildungsministeriums, auch Fachkräften wie Architekten, Betriebswirten oder Informatikern den Weg in den schulischen Alltag zu ebnen, einige Vorteile. Sie bringen nicht nur Fachwissen und eine andere Sicht der Dinge ein, sondern können auch die oft verkrustete Beamtenstruktur in den Schulen auflockern. In Ganztagsschulen sind "Hilfskräfte" mit Blick auf ein abwechslungsreiches Nachmittagsangebot, das nicht nur aus Lernen bestehen sollte und beispielsweise in Frankreich, einem Musterland für Ganztagsschulen, auch nicht besteht, sogar ein echter Gewinn.

Von einer gewissen Doppelzüngigkeit zeugt in diesem Zusammenhang die Forderung der CDU nach 1500 neuen Lehrern. Sie verträgt sich nicht mit dem gleichzeitigen Dauer-Zeigefinger, der die Landesregierung zum Sparen ermahnt. Denn Beamte kosten das Land, in dessen Haushalt ohnehin schon riesige Löcher klaffen, viel Geld.

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