Nach Luxemburg statt nach Barcelona

Schule ist ein teurer Spaß. Kaum ein Tag vergeht, an dem Eltern nicht den Geldbeutel zücken dürfen: Kopiergeld, Klassenkasse, Wandertag, Schullektüre, Mittagessen. Das sind nur die - sagen wir mal - laufenden Kosten. Gerade jetzt zu Beginn des Schuljahres summieren sich aber die Ausgaben.

Schulbücher, für die pro Kind je nach Schulart bis zu 250 Euro und mehr hingeblättert werden müssen. Hefte, Blöcke, Stifte, Scheren, Patronen - all das muss auch noch angeschafft werden. Dann kommen noch Kosten für mehrtägige Schulfahrten hinzu. Zum Skifahren in die Alpen oder auf Städtetour nach Paris, London oder Berlin. 300 oder 400 Euro kommen da schnell mal pro Kind zusammen. Und je älter die Schüler, desto teurer die Fahrten. Geschätzt über 1000 Euro sollen die Schulausgaben pro Kind und Jahr betragen. So richtig wissen dürfte das kaum einer. Die wenigsten Eltern führen vermutlich Buch über jedes Heft oder jeden Euro fürs Kopieren oder für die Fahrt ins Theater. Man investiert ja auch gerne in die Bildung seiner Kinder. Aber es läppert sich. Es ist nicht wenig Geld, was Eltern Jahr für Jahr rund um die Schule ausgeben.

Daher sind Initiativen wie im Saarland zu begrüßen. Dort hat man nun Schluss gemacht mit teuren Klassenfahrten. Nicht mehr als 100 Euro pro Schüler und Schuljahr dürfen im Nachbarland fällig werden. Das ist richtig so.

Denn man hat schon das Gefühl, dass bei Klassenfahrten eine Art Gigantismus herrscht: teurer, weiter, länger. Muss es in der zehnten Klasse tatsächlich eine Woche nach Barcelona gehen oder reicht nicht auch eine Fahrt in die Jugendherberge nach Metz, Luxemburg, Koblenz oder vielleicht auch nach Köln?

Es kann nicht sein, dass Eltern monatelang sparen müssen, womöglich noch auf den eigenen Urlaub verzichten, damit sie ihren Kindern teure Schulausflüge bezahlen können. Vielleicht stellt das ja bei Besserverdienern ein weitaus kleineres Problem dar als bei Alleinerziehenden oder Niedriglöhnern.

Daher sollte das Land überdenken, die seit fast zehn Jahren geltende Richtlinie für Schulfahrten nach dem Beispiel des Saarlands zu überarbeiten und Obergrenzen für die Ausflüge festzulegen. Es würde zumindest zur bisherigen Bildungspolitik von Rheinland-Pfalz passen, die ja darauf aus ist, Eltern möglichst zu entlasten. Kindergärten sind beitragsfrei, Schulbücher können kostenlos oder gegen Gebühr ausgeliehen werden, Schulbusfahrten sind bis in die zehnte Klasse kostenlos. Warum also nicht auch bei den Klassenfahrten an die Eltern denken? b.wientjes@volksfreund.de

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