Neoliberale Übertreibung

Wenn es nun wegen der Finanzkrise ans Ausmisten neoliberaler Übertreibungen geht, sollten auch die Länder den Besen in die Hand nehmen.

Die Studiengebühren für Erststudierende, die etliche CDU-regierte Länder eingeführt haben, liegen da wie Müll aus vergangenen Zeiten in der Ecke. In Hessen hat die Entsorgung schon begonnen. CDU-Spitzenkandidat Roland Koch will die von der linken Mehrheit unter Andrea Ypsilanti zunächst gegen seinen Willen abgeschaffte Gebühr nach der Landtagswahl nicht wieder einführen. Und am Wochenende hat auch die hessische FDP für ihr Wahlprogramm die Aussetzung der Gebühr beschlossen. Das könnte der Anfang vom Ende dieser wenig segensreichen Erfindung sein. Nicht nur in Hessen.

Akutelle Untersuchungen belegen, dass Studiengebühren junge Menschen von einem Hochschulstudium abschrecken. Vor allem aus Haushalten mit niedrigen Einkommen und vor allem junge Frauen. Wenn mit der Krise die Existenz-unsicherheiten wieder zunehmen, dürfte sich dieses Phänomen noch verstärken. Es ist absurd, im Zuge eines Konjunkturprogramms den Putz an den Universitäten auszubessern, aber die Hürden gegen ihre Nutzung stehen zu lassen.

Es ist falsch, die Bildungsausgaben zu steigern und zugleich dafür zu sorgen, dass bestimmte Schichten davon nicht profitieren können. Und es ist eine Vergeudung von Ressourcen, wenn junge Menschen mit viel Staatsgeld zum Abitur geführt werden und dann wegen dieser Regelung nicht weitermachen. Im Übrigen: 500 Euro pro Semester weniger bezahlen, das ist für die Betroffenen sicherlich mindestens so gut wie ein Konsumgutschein.

nachrichten.red@volksfreund.de

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