Nicht mit dem Rasenmäher

In Deutschland kommen wieder mehr Kinder zur Welt. Die heute Geborenen werden in sechs Jahren eingeschult werden. Es ist also absehbar, dass die Schülerzahl weiter steigen wird. Wie schon in diesem Jahr. Und mehr Schüler bedeuten auch mehr Lehrer. Zumindest nicht weniger.

Doch genau das plant das Land. Über 300 Lehrerstellen sollen wegfallen. Weil gespart werden muss. Weil in vier Jahren die schwarze Null stehen muss. Das Land darf dann keine Schulden mehr machen. Daher müssen alle Bereiche der Landesverwaltung ihr Scherflein dazu beitragen. 2000 Stellen insgesamt sollen wegfallen. Natürlich ist das Gejammer überall groß. Die Straßenwärter fürchten, wenn bei ihnen 180 Stellen wegfallen, dann wird es künftig mehr Schlaglöcher geben. Bei der Polizei glaubt man, dass die ohnehin schon hohe Zahl der Überstunden weiter steigen wird, wenn 50 Stellen wegfallen. 240 Mitarbeiter weniger soll es bei der Finanzverwaltung und in den Finanzämtern geben.

Keine Frage: Stellenabbau tut immer weh. Doch ohne Personalabbau kann der Schuldenstand nicht reduziert werden. Doch dieser Abbau muss klug vonstatten gehen. Nicht mit dem Rasenmäher.

Den Anschein gewinnt man jedoch bei den Schulen. Weil es in diesem Schuljahr bereits zu wenig Lehrer gegeben hat, wurden 270 zusätzliche Pädagogen eingestellt - nachdem man die Stellen zuvor bereits eingespart hat, weil ja die Zahl der Schüler zurückgegangen ist. Es sind vor allem die Flüchtlingskinder, die die Zahl der Schüler haben ansteigen lassen und die Personalplanungen des Landes über den Haufen geschmissen haben. Und nun kommt auch noch die unberechenbare Demografie hinzu. Statt wie prognostiziert, weniger Kinder, bekommen die Deutschen nun einfach wieder mehr Babys. Doch das Land hält an seinen Stellenstreichungen fest und kündigt an, Kleinstschulen dichtzumachen, verspricht aber gleichzeitig, dass überall, wo aufgrund steigender Schülerzahlen Lehrer fehlen, neue Stellen geschaffen werden. Eine Logik, die nicht zu verstehen ist.

Dabei wissen alle Eltern schulpflichtiger Kinder, dass es bereits jetzt einen eklatanten Lehrermangel gibt. Stundenausfälle an weiterführenden Schulen summieren sich, einige Fächer werden zeitweise nicht unterrichtet, weil es zu wenig Lehrer dafür gibt. Daher kann Bildungsministerin Stefanie Hubig nicht erwarten, dass Eltern und Lehrer schon gar nicht Bravo klatschen, angesichts des geplanten Stellenabbaus. Schule ist keine starre Verwaltung, wo man mal eben die Arbeit eines in den Ruhestand verabschiedeten Mitarbeiters auf einen anderen abwälzen kann. Schule entwickelt sich dynamisch. Ein in Stein gemeißelter Stellenabbau kann daher dort nicht funktionieren. b.wientjes@volksfreund.de

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