Ohne das Geld vom Bund geht es nicht

Die Schülerstudie macht dem Land zu schaffen. Milupa sei Dank! Weil der Babynahrungshersteller auf allen Geburtstationen in Deutschland präsent ist und über deren exakte Zahlen verfügt, können die mittelfristigen Schulkonzepte zumindest in den größeren Städten in die Tonne geklopft werden.

 Rainer Neubert

Rainer Neubert

Foto: Klaus Kimmling

In acht Jahren wird es in Deutschland eine Million Schulkinder mehr geben als bislang prognostiziert. Das hat die Bertelsmann-Stiftung auch anhand der Milupa-Zahlen ausgerechnet, ohne dabei die Folgen des Flüchtlingszustroms in den vergangenen beiden Jahren zu vergessen. Zudem werden seit einem halben Jahrzehnt wieder mehr Kinder in Deutschland geboren, natürlich auch auf dem Land. Dort, wo derzeit um den Erhalt von sogenannten Zwergschulen gekämpft wird, sind die aktuellen Hochrechnungen deshalb höchst willkommen - auch in Rheinland-Pfalz.

Wirkliche Probleme zeichnen sich allerdings angesichts des auf Abspeckkurs getrimmten Schulsystems in den größeren Städten und den Orten mit Schulzentren ab. Schon bald werden hier die Räumlichkeiten knapp werden. Wobei die weiterführenden Einrichtungen wissen, dass der erwartete Schülerboom sie erst verzögert erreicht. In den nächsten Jahren werden sie zunächst mit weniger Kindern und Jugendlichen rechnen dürfen.

Dass die Landesregierung ein zukunftsfestes Schulsystem aus eigener Kraft schaffen und finanzieren kann, ist kaum vorstellbar. Der Schuldenbremse geschuldet, gibt es schon jetzt an vielen Schulen zu wenige Lehrer. Skandalös für eine sozialdemokratisch dominierte Landesregierung ist zudem, dass viele dieser Lehrerinnen und Lehrer sich mit Zeitverträgen von Schuljahr zu Schuljahr hangeln müssen.

Mindestens ebenso dramatisch geht es beim Thema Integration und Inklusion zu. Zwar rühmt sich die Landesregierung, bundesweit federführend bei der Realisierung des Rechts auf freie Schulwahl für behinderte Kinder zu sein. In der Realität ist die dafür notwendige verstärkte pädagogische, schulpsychologische und soziale Betreuung selbst an Schwerpunktschulen oft nur noch sporadisch gewährleistet.

Um all das zum Positiven zu wenden, ist nicht nur ein Plan nötig, sondern vor allem Geld - das Rheinland-Pfalz nicht hat. In Bildungsfragen darf der Bund seit 2006 nur in Ausnahmefällen finanziell helfen. So wollen es die um ihre hoheitlichen Rechte besorgten Länder. Weg mit den Bedenken! Sie haben keine Zukunft. "Kurze Beine - kurze Wege" - mit diesem Motto preist die Landesregierung ihr Schulkonzept an. Doch das genügt nicht, wenn dann in den wohnortnahen Schulen die Klassen zu groß, die Zahl der Lehrer zu gering und die Menge der Vertretungs- und Ausfallstunden unvertretbar sind. r.neubert@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort