Respekt, aber kein Mitleid

Die geplatzte Fusion der beiden Eifel-Sparkassen ist für die Christdemokraten im Bezirk ein Debakel. In den beiden Eifel-Kreisen noch mit satten Mehrheiten gepolstert, dachten die CDU-Funktionäre offenbar nicht im Traum daran, dass sie beim verabredeten Zusammenschluss der beiden Banken stolpern könnten.

Dementsprechend hoch trugen sie ihre Nasen und achteten dabei nicht auf die Fallstricke am Boden. Dabei war es angesichts des breiten Widerstands im Vulkaneifelkreis nur eine Frage der Zeit, dass sie sich darin verheddern und umfallen würden.

Gewiss: Auch etliche Fusionsgegner haben in den letzten Wochen den Bogen überspannt. Dass Befürworter öffentlich an den Pranger gestellt, teilweise sogar beleidigt und bedroht wurden, ist völlig unakzeptabel. Dies gilt im übrigen auch für den Dauner Landrat Heinz Onnertz, der mit seinem „Steinigungszitat“ („Setzen Sie die Fusion aus. Dann können Sie in Ihre Dörfer zurückkehren, ohne gesteinigt zu werden“) unnötig Öl ins Feuer goss statt die Gemüter zu beruhigen.

Mit ihrem Beschluss vom Wochenende hat die Dauner CDU-Kreistagsfraktion gerade noch rechtzeitig die Kurve gekriegt. Das nötigt Respekt ab, aber kein Mitleid. Denn in die prekäre Situation, eine 180-Grad-Drehung hinlegen zu müssen, hat sich die Partei selbst manövriert. Statt jetzt die Schuldigen unter den Fusionsgegnern zu suchen, sollten sich die Christdemokraten lieber in den eigenen Reihen umschauen. dort sitzen die Verantwortlichen, die meinten, auch im 21. Jahrhundert noch regieren zu können wie im Mittelalter – nach Gutsherrenart. Die Quittung für diese fatale Fehleinschätzung wird die regionale CDU bei der Kommunalwahl im nächsten Jahr bekommen – trotz des späten Fusionsrückziehers. Ihre noch komfortablen Mehrheiten werden die Eifeler Christdemokraten ein für allemal verlieren. Das aber ist nur die eine Seite der Medaille. Ein derartiges Desaster muss zu personellen Konsequenzen an der Parteispitze führen – auf Kreis- und auf Bezirksebene. Die Herren Billen, Schnieder und Mörsch sind als Tiger abgesprungen und als Bettvorleger gelandet. Mit einem Rücktritt übernähmen sie wenigstens die politische Verantwortung für das Debakel.

r.seydewitz@volksfreund.de

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