Ruhig, routiniert und rasch

Wie lautete noch einmal das ebenso vorschnelle wie vernichtende Urteil vieler am Wahlabend? Ein Ampelbündnis in Rheinland-Pfalz? - Das wird nie im Leben etwas!Knapp zwei Monate später dürften die Skeptiker deutlich ruhiger geworden sein. Die Ampel hat nicht nur die Koalitionsverhandlungen ruhig, routiniert und rasch über die Bühne gebracht, sondern am Mittwoch auch ihre erste parlamentarische Bewährungsprobe bestanden.

Sämtliche 52 Abgeordneten der rot-gelb-grünen Koalition haben für Ministerpräsidentin Malu Dreyer gestimmt. Da hat man in der Vergangenheit in anderen Bundesländern auch schon anderes erlebt.
Man muss kein Hellseher sein, um vorauszusagen, dass die rheinland-pfälzische Ampelpremiere nicht bereits morgen wieder auseinanderbrechen wird. Es wird anfänglich holpern, gewiss, aber halten. Und: Genauso überzogen wie die frühzeitigen Absagen an eine Ampel sind die aktuellen Äußerungen über ein mögliches Modellbündnis für Berlin. Dafür müsste erst einmal die SPD auf Bundesebene stärker sein als die Union, und dieses Szenario ist noch in ziemlich weiter Ferne.
Apropos CDU: Wie sich die Fraktion Julia Klöckners im Landtag schlagen wird, ist womöglich spannender zu beobachten als die Regierungsarbeit des Dreyer-Bündnisses. Da sitzt die um sechs Parlamentarier geschrumpfte Truppe nun eingekeilt zwischen Regierungsfraktionen und einer vor Selbstbewusstsein strotzenden AfD. Die neu ins Parlament gekommenen Rechtspopulisten werden alles daransetzen, als die Oppositionspartei im Mainzer Landtag wahrgenommen zu werden. Derweil hat die Landes-CDU noch nicht einmal ihre Wahlschlappe richtig verdaut, geschweige denn aufgearbeitet. Es ist vor allem die fehlende personelle Alternative zur Frontfrau, die die CDU derzeit so artig beieinanderstehen lässt.
r.seydewitz@volksfreund.de

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