Sommerloch und kalte Sprüche

Ganz anders wird einem bei 32 Grad im Schatten, wenn man Gregor Gysi warnen hört, dass es im Winter die ersten Kältetoten geben könne. Oder DGB-Chef Michael Sommer, der Zehntausende in ihren Wohnungen frieren sieht. Berlins Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) rät, sich dicke Pullover anzuziehen, wie früher.

Sarrazin übrigens könnte sich locker von 4,25 Euro pro Tag gesund ernähren, und er würde auch für fünf Euro die Stunde arbeiten. Ach, täte er es doch endlich. Aber Sarrazin bekäme statt Hartz IV eine satte Pension, wenn er aus dem Berliner Senat gejagt würde, und außerdem zahlt keiner so viel Lohn für Sprüche dieser Qualität.

Irgendwie haben sie alle offenbar einen Hitzekoller. Sommerloch-Schauspieler sind das, die sich vordergründig um die Menschen sorgen, in Wirklichkeit aber nur um ihre Medienpräsenz. Wie wäre es, über Vorschläge zu reden, die praktisch und nachhaltig wirken, noch länger als ein Benzingutschein in Form einer halbierten Mehrwertsteuer, die die FDP unablässig fordert. Etwa über die Anpassung der Hartz IV-Regelsätze an die real gestiegenen Lebenshaltungskosten oder über Gesetze, mit denen Vermieter angehalten werden, mehr für Energieeinsparung zu tun? Über kostenlose Energieberatung für die Haushalte oder Hilfen zur energetischen Sanierung, vom Kühlschrank bis zur Dämmung? Über die Zerschlagung der Strom-Oligopole?

Doch für all das fehlt es angeblich in den Kassen und ganz sicher in den Köpfen. Vielleicht hilft eine kalte Dusche.

nachrichten.red@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort