Teure Almosen helfen nicht

Für Europa ist es ein Glück, dass es die Sahara gibt. Wer zu Zynismus neigt, könnte mit einem solchen Satz durchaus begründen, warum sich die Zahl der Flüchtlinge aus Afrika trotz der dramatischen Situation in einigen Ländern des "schwarzen Kontinents" nicht dramatisch erhöht hat.


Der wirkliche Grund für das Ausbleiben der von Pessimisten prophezeiten Völkerwanderung in Richtung Europa liegt aber weniger an der gefährlichen Durchquerung der größten Trockenwüste der Erde. Die Menschen in den von Gewalt, Chaos und Willkür gepeinigten Regionen wie Burundi, Ostkongo, Somalia oder Eritrea haben schlicht nicht die Mittel, um Schleuser für die Fahrt an die Küste und über das Mittelmeer zu bezahlen. So harren sie in riesigen Camps aus - es sind Großstädte des Elends - und hoffen, irgendwann in ihre Heimat zurückkehren zu können.

Aber warum greift nicht die milliardenschwere Entwicklungshilfe aus Europa und dem Rest der wohlhabenderen Welt, um in Afrika mehr Länder überlebensfähig zu machen? Flüchtlingsexperten wie der Trierer Afrika-Aktivist Johannes Michael Nebe und Caritas-International-Chef Oliver Müller machen die unabgestimmte Almosenpolitik, vor allem aber das von wirtschaftlichen Interessen geprägte Handeln der Staatengemeinschaft dafür verantwortlich. Sie legen den Finger zu Recht in eine Wunde, die leider nur die Menschen in Afrika schmerzt.

Geld an von Eliten und Despoten regierte Staaten fördert nicht die Fähigkeit der Bevölkerung, das Leben zu meistern und die regionale Wirtschaft zu festigen und zu stärken. Im Gegenteil: Korruption, Ungerechtigkeit und Unterdrückung werden so finanziert.

Entwicklungshilfe hat diesen Namen nur verdient, wenn sie für Hilfe zur Selbsthilfe steht. Afrika benötigt zudem faire Partner in Europa und keine wirtschaftliche Bevormundung, zum Beispiel durch Import billiger Nahrungsmittel, der afrikanische Bauern ruiniert, weil sie ihre eigenen Produkte nicht mehr verkaufen können.

Die Festung Europa rüstet sich gegen Flüchtlinge. Armut, Wüste und Mittelmeer werden langfristig nicht Bollwerke genug sein gegen Menschen, die keinen anderen Ausweg kennen. Noch ist Zeit, dass es nicht so weit kommt.
r.neubert@volksfreund.de

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