Tragödie in der Endlosschleife

Es gibt einerseits massenhaft ehrlichen Schock über den Absturz, aufrichtiges Mitgefühl mit den Angehörigen, echte Trauer um jeden, der dort so jäh gestorben ist. Doch, das ist die andere Seite, die Menschen, sofern sie nicht direkt betroffen sind, kehren sich nicht trauernd in sich.

Dazu ist jeder Einzelne dann doch zu weit weg, zu neugierig, auch zu sensationslüstern. Deshalb konsumieren wir Nachricht um Nachricht, Bild um Bild. Wie in einer Endlosschleife. Ein Experte nach dem anderen wird interviewt, keiner weiß etwas. Liveschaltungen, Sonderseiten, Grafiken, Animationsfilme, das volle Programm. Gruseln live und rund um die Uhr. Es ist eine Maschinerie. Und die Politik folgt diesem Mechanismus, sie muss. Man könnte sich fragen: Was wollen Steinmeier, Dobrindt, Merkel und Kraft im französischen Gebirge? Dort lebt keiner mehr. Ein Minister hätte gereicht, um zu erkunden, was an technischer Hilfe aus Deutschland notwendig ist. Aber darum geht es nicht. Die Menschen wollen Bilder, die ihre Oberen zeigen, wie sie irgendetwas tun. Egal was. Auch dass Bundespräsident Joachim Gauck seine Südamerika-Reise abbricht, ist - objektiv gesehen - völlig nutzlos. Er kann hier nicht helfen. Aber oh weh, er wäre einfach weiter gereist. Dann wäre das Staatsoberhaupt massiv als gefühllos kritisiert worden. Es ist wie eine kollektive Ersatzbeschäftigung, eine Übersprungshandlung. Wahrscheinlich können wir gar nicht anders. Nicht die Medien, nicht die Politiker, nicht die Bürger. Kein Problem. Wir sollten nur alle miteinander wissen, was wir da tun - und es nicht übertreiben. nachrichten.red@volksfreund.de

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