Und tschüss, Mr. President

Nie war die Entfremdung zwischen den Deutschen und einer US-Regierung größer als seit dem Amtsantritt George W. Bushs Anfang 2001.

Außer einer höflichen Verabschiedung durch Kanzlerin Angela Merkel hat der Präsident heute und morgen bei seinem Besuch auf Schloß Meseberg wenig Erbauliches zu erwarten. Die Deutschen warten sehnsüchtig auf seinen Nachfolger, ihr Verhältnis zu den USA auf einen Neubeginn.Die Deutschen werden sich noch wundern. Egal, wer nach Bush kommt, ob Obama oder McCain, er wird die Europäer mehr fordern. Das bequeme Feindbild Bush gibt es dann nicht mehr, und es wird schwieriger sein, einfach Nein zu sagen.

Das gilt ganz sicher für Afghanistan, wo es nun mehr denn je darum geht, sich ganz oder gar nicht zu engagieren.

Das gilt für den Iran und dessen Versuche, Atomwaffen zu bekommen. Und im Irak ist nicht ausgeschlossen, dass die Amerikaner nach ihrem Debakel bald eine gemeinsame Exit- und Aufbau-Strategie suchen werden. Niemand wird den für diesen Krieg nicht verantwortlichen Nachfolgern dann noch mit der Bemerkung ausweichen können, sie hätten ja die Sache angefangen und müssten sie auch zu Ende bringen.

Und was ist eigentlich, wenn die Amerikaner plötzlich nicht mehr Blockierer des internationalen Klimaschutzes sind, sondern vielleicht sogar sein Vorreiter werden? Dann wird manche europäische Nation, die heute schicke EU-Klimaziele mitbeschließt, aber nichts dafür tut, plötzlich "altes Europa" sein.

George W. Bush hat den Krieg gegen den Terror nicht erfunden. Dieser Krieg ist am 11. September 2001 über ihn und die westliche Welt gekommen. Er hat ihn konsequent beantwortet, und das war zunächst alternativlos. Bushs Irak-Abenteuer gab den Partnern, auch den Deutschen, den Vorwand, um von ihrer "uneingeschränkten Solidarität" wieder abzurücken. Die Fragen aber, die sich in Bushs Amtszeit gestellt haben und die er so falsch, weil so wenig weitsichtig und so isolationistisch, beantwortet hat, werden nach seinem Abgang umso dringender auf die Tagesordnung rücken: die Entwicklung in Afrika, die Bedrohung durch Fundamentalismus und Terrorismus, die Weiterverbreitung von Atomwaffen, die Sicherung der Rohstoffe und die Klimaveränderung.

Es ist paradox: Weil mit George W. Bush die Welt nicht vorangekommen ist, hat sie gemerkt, was ihr fehlt. Ein starkes, entschlossenes und zugleich kooperatives Amerika. Sind wir darauf vorbereitet?

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