Vernetzung ist gefragt

Die gute Nachricht zum Welt-Alzheimertag lautet: Die Erforschung der Ursachen von Demenz macht Fortschritte. Die Pille gegen das Vergessen wäre weltweit so profitabel, dass man keine Angst haben muss, ihre Entwicklung werde an mangelnden Investitionen scheitern.

Die schlechte Nachricht gibt es allerdings auch: Wann es soweit sein wird, dass man die Krankheit wirksam ausschalten kann, lässt sich nicht seriös prognostizieren. Am Durchbruch in der Krebsforschung arbeitet man, allen neuen Erkenntnissen zum Trotz, seit Jahrzehnten ja auch vergebens.

Wir tun also gut daran, nicht auf das Prinzip Hoffnung zu setzen, sondern uns auf einen erheblich wachsenden Betreuungbedarf einzustellen. Wir werden immer älter, und wir altern immer öfter bei guter körperlicher Gesundheit. Eine Tendenz, die sich als Nebenwirkung der zunehmenden Kampagnen gegen ungesunde Lebensweisen noch verstärken dürfte.

Die dabei zu erwartende steigende Anzahl Demenzkranker läuft aber anderen gesellschaftlichen Entwicklungen genau zuwider. Und das gilt nicht nur für die demographische Altersverteilung. Immer seltener erlauben die Gesetze der Arbeitswelt, dass Familien generationsübergreifend an einem Ort leben. Und da, wo sie es tun, bleibt angesichts der zunehmenden Notwendigkeit von zwei Verdienern kaum mehr Zeit für Betreuung und Pflege.

Wer da einerseits eine menschenwürdige Behandlung an Demenz erkrankter Menschen sichern, andererseits aber vermeiden will, ein weiteres Ausgaben-Fass ohne Boden zu öffnen, braucht intelligente Lösungen. Frühzeitige Einbindung der Angehörigen, niederschwellige Beratung, flexible Mix-Modelle der Familien-Unterstützung, unkonventionelle Initiativen auf lokaler Ebene, Ideenwettbewerbe. Bundesweit kann man dafür den Rahmen schaffen, aber umsetzbar ist ein vorausschauender Umgang nur vor Ort.

Für die Region Trier heißt das, die Arbeit der vielen kleinen Anlaufstellen vor Ort zu unterstützen. Aber auch, Vernetzung, Koordination, Bewusstseinsbildung zu stärken. Dafür braucht man eine Art "Leitstelle". Für diese Aufgabe wäre das Demenzzentrum in Trier prädestiniert.

Das wird nur gehen, wenn diese Einrichtung stabil und kraftvoll arbeiten kann, mit vernünftiger Ausstattung und langfristiger Absicherung. Und wenn sie es ihrerseits schafft, alle mit dem Thema Demenz Beschäftigten ins Boot zu holen. Es gibt Handlungsbedarf.

d.lintz@volksfreund.de

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