Warum Minijobs ein Auslaufmodell sein sollten

Minijobs sind perfekt für die Studentenzeit. Für jene Zeit, in der ohnehin nichts einen Menschen dazu bringen könnte, ernsthaft über Übermorgen nachzudenken.

Einfach jobben. Keine Steuern zahlen. Keine großen Verpflichtungen eingehen. Und auch, wenn es nicht viel ist, was dabei rumkommt - für \'ne Pizza und den Rucksackurlaub wird es schon reichen.
Minijobs sind perfekt für jene kurze Zeit, in der Menschen gar nicht auf die Idee kämen, dass sie krank werden könnten. Arbeitslos. Oder auch einfach alt.
Das war dann aber auch schon alles, was an Minijobs perfekt ist. Denn die Realität sieht nunmal so aus, dass Menschen alt werden. Und wer sein Leben lang in Minijobs gearbeitet hat, bekommt dann nicht nur Falten, sondern unter Umständen auch ein großes Problem. Denn die wenigen Euro Rente, die es nach 45 Berufsjahren gibt, reichen zum Leben nicht aus. Aber gut. Wer 45 Jahre lang in Minijobs gearbeitet hat, ist Leid wohl gewohnt. Ist die Bezahlung doch oft sehr schlecht, die Arbeitszeiten je nach Branche auch und der Job alles andere als sicher.
Viele Frauen - denn Minijobber sind zum größten Teil Frauen - gehen dieser Arbeit vermutlich dennoch freiwillig nach. Zum Beispiel, weil ihr Mann so gut verdient, dass sie auf mehr Geld nicht angewiesen sind und sie so länger bei den Kindern sein können. Solange die Beziehung hält, ist das ja schön.
Viele andere Frauen hingegen würden lieber richtig arbeiten. Und richtig Geld verdienen. Können es aber nicht. Vielleicht, weil es in ihrer Branche üblich ist, Minijobber anzustellen. Vielleicht aber auch, weil Arbeitgeber trotz all der Jahre, in denen Politiker, Journalisten und genervte Eltern sich den Mund fusselig reden, immer noch nicht verstanden haben, dass Kinder kriegen keine Krankheit ist. Wenn es flexiblere Arbeitszeiten gäbe und bessere Betreuungsmöglichkeiten, dann müsste man nicht in einem fort über den Fachkräftemangel jammern. Da draußen gibt es schließlich genug gut ausgebildete Mütter, die Teller schleppen, Treppen wischen oder Socken verkaufen.
Wieder andere sind auf ihre Nebenjobs angewiesen, weil es immer noch keinen Mindestlohn gibt und sie in ihrem eigentlichen Beruf nicht genug verdienen können.
Die Entscheidung der Bundesregierung, dass Minijobber künftig mehr Geld verdienen dürfen, macht einen Unterschied von genau 50 Euro. Nebenbei zementiert sie ein überholtes System. Ein System, das Deutschland spätestens dann große Probleme bereiten wird, wenn aus seinen 7,4 Millionen Minijobbern Rentner geworden sind. Rentner, die plötzlich merken, dass sie noch viel weniger Geld haben, als so manch armer Student.
k.hammermann@volksfreund.de

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