Werben um die Soldaten

Der Finanzminister kann schon mal die Kassen öffnen. Nicht nur für modernes Material braucht die Bundeswehr viel mehr Geld als gedacht, auch das Personal kostet.


Karl-Theodor zu Guttenbergs Argument, eine Berufsarmee sei billiger als ein Pflicht-Heer, also müsse man sich von der Wehrpflicht verabschieden, geht wohl nicht auf. Sein Nachfolger als Verteidigungsminister, Thomas de Maizière, musste 2011 schon eine Milliarde Euro für eine Aktion "Goldener Handschlag" ausgeben, um überzählige Offiziere schnell loszuwerden.
Und jetzt legt die aktuelle Amtsinhaberin Ursula von der Leyen noch einmal mindestens 300 Millionen Euro pro Jahr drauf, damit genügend Nachwuchskräfte kommen.
Von besserer Familienvereinbarkeit bis zu Zulagen schon für jene, die aus einem Mangelberuf kommen, soll die Arbeitsstelle Soldat jetzt attraktiver werden. Das ist wohl der Preis des Umbaus. Zum Teil werden auch alte Forderungen der Soldatenverbände erfüllt. Ob die gleichzeitige Förderung von Personalabbau auf der einen und Personalaufbau auf der anderen Seite in jedem Fall so sinnvoll ist, steht freilich auf einem anderen Blatt.
Alte Haudegen werden den Kopf schütteln, wenn sie hören, dass man zum Kommiss jetzt nicht mehr befohlen, sondern mit Kitaplätzen und sogar Teilzeitarbeit geködert wird. Landesverteidigung als Hipster-Job, demnächst womöglich mit Handy-Flatrate und Gratis-Tablet für jeden Einberufenen. Doch so sind die Zeiten. Und es wird noch schlimmer werden. Angesichts der demografischen Entwicklung ist absehbar, dass für die Bundeswehr künftig noch weniger gute, einheimische Bewerber übrig bleiben. Und dann? Dann kommt entweder wieder die Wehrpflicht oder - die Söldnerarmee.
nachrichten.red@volksfreund.de

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