Sieg der Gelassenheit

Der Vorwahlabend in Frankreich brachte eine gute Nachricht: Nicolas Sarkozy hat die politische Bühne verlassen. Doch wofür steht François Fillon?

Sie haben genug von Anti-Islam-Hetze und Aggressivität. Statt des politischen Selbstdarstellers haben sie einen bedächtigen Politiker gewählt, der nicht wie Sarkozy in mehrere Affären verwickelt ist.

Für eine liberale Wirtschaftspolitik, die er sich bei Großbritanniens eiserner Lady Margaret Thatcher abgeschaut hat. Für Law-and-Order im Innern und eine harte Haltung gegenüber Einwanderern und dem Islam. Fillon ist das Gesicht des erz8katholischen, ländlichen Frankreichs, das Abtreibung ebenso ablehnt wie die Homo-Ehe. Mit ihrem Votum haben die Wähler auch der modernen, weltoffenen Gesellschaft, die Alain Juppé verkörpert, eine Absage erteilt.

Fillon verlangt Blut, Schweiß und Tränen. Nur so kann er nach eigener Überzeugung Frankreich wieder zur ersten Wirtschaftsmacht Europas machen. Dass er diesen Ehrgeiz hat, ist für Deutschland eine gute Sache, denn mit einem schwachen Partner kann das deutsch-französische Paar nicht funktionieren. Fillon ist - trotz aller Skepsis - kein EU-Gegner. Genau darin unterscheidet er sich von der Rechtspopulistin Marine Le Pen.

Doch der Konservative will ein anderes Europa. Ein Europa der Nationalstaaten, in dem Brüssel nur noch die Kernaufgaben erfüllt. Auch ein europäisches Bollwerk gegen Donald Trump dürfte mit Fillon nicht zu bauen sein. Doch trotz aller Meinungsverschiedenheiten wird Fillon ein verlässlicher Partner sein. nachrichten.red@volksfreund.de

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