Andere Sorgen

Der Bevölkerungsrückgang basiert nicht nur auf der abnehmenden Zahl potenzieller Mütter, sondern auch darauf, dass vorhandene mögliche Mütter und Väter viel zu spät im Beruf Fuß fassen und sich dann erst verspätet oder gar nicht für Nachwuchs entscheiden können.

Beispielsweise beenden junge Menschen ihr Studium in der Regel Mitte bis Ende Zwanzig. Dies bedeutet noch keinen reibungslosen Übergang in das Berufsleben, da die Jobsuche sich schwierig gestaltet. Der Umweg führt oftmals über Nebenjobs, Praktika, befristete Arbeitsverträge oder Weiterbildung, was aber auch keine Jobgarantie bietet. Das raubt Zeit, die den eigentlich schon gut ausgebildeten jungen Menschen bei der privaten Lebenskonzeption verloren geht. Bei den Nicht-Akademikern stellt sich ebenfalls die Frage nach beruflichen Perspektiven. Hier sei nur kurz auf die Thematik der Angst des drohenden Arbeitsplatzverlustes, Lohnkürzungen oder "Lohndumping" verwiesen. In einem Alter, in dem im Grunde die Familienplanung im Vordergrund stehen sollte, haben diese jungen Frauen und Männer andere Sorgen. Egal, ob Nicht-Akademiker oder Akademiker, alle brauchen eine gewisse Sicherheit und Planbarkeit im Beruf, um sich wieder eher für Nachwuchs entscheiden zu können. Das Elterngeld ist eine flankierende Maßnahme, aber es ersetzt nicht die Kosten der Eltern für ihre Kinder, die mittlerweile über zwanzig Jahre finanziert werden müssen. Daher sollten alle relevanten gesellschaftlichen Gruppen darauf hinarbeiten, junge Menschen, egal welchen Ausbildungsweg sie einschlagen, zügiger und langfristiger in den Arbeitsprozess zu integrieren. Somit hätten diese eine gewisse Planungssicherheit, die eine Entscheidung für Kinder erleichtern würde. Anders wird in Zukunft mehr Nachwuchs in Deutschland nicht zu erreichen und zu erwarten sein. Hannelore Keil, Bernkastel-Kues

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort