Außerordentlich hohes Gefährdungs-Potenzial

Zum Leserbrief "Im Würgegriff der Ideologen" (TV vom 26. September):

Helmut Körlings plädiert für die weitere Nutzung der Kernenergie und kritisiert den Atomkraft-Ausstieg. Dabei lässt er einige allgemein bekannte und wissenschaftlich nachgewiesene Fakten außer Acht: Atomkraft ist nicht nur sicherheitstechnisch, sondern auch finanztechnisch eine Hochrisikotechnologie. Ein Unfall und der Austritt großer Mengen Radioaktivität in die Umwelt können in jedem, auch in einem "westlichen" Kernkraftwerk passieren. Auch in Deutschland kam es selbst in diesem Sommer gleich zu zwei Zwischenfällen bei verschiedenen AKW (Brunsbüttel und Krümmel). Darüber hinaus haben radioaktive Abfälle, die bei der Nutzung der Atomenergie entstehen, ein außerordentlich hohes Gefährdungs-Potential. Die Toxizität dieser Abfälle ist selbst nach einer Million Jahren immer noch so groß, dass ein Kontakt mit der Biosphäre unbedingt vermieden werden muss. Wenn man ihren gesamten Weg von der Gewinnung des Urans bis zur Endlagerung berücksichtigt, ist die Erzeugung von Strom aus Atomkraft nicht CO{-2}-frei (vgl. dazu das Computerprogramm Gemis vom Freiburger Öko-Institut). Die Nutzung der Atomenergie wäre auch die teuerste Art von Klimaschutz. Ohne staatliche Subventionen hat die Atomenergie in einem marktwirtschaftlichen Umfeld keine Chance. Nach Berechnungen von Umweltforschern ließe sich durch Investitionen im Bereich Energie-Einsparung mehr als die doppelte Menge an Kohlendioxid vermeiden, als bei vergleichbaren Investitionen in den Bau neuer AKW. Atomkraft wirkt sich auch auf die Beschäftigung nicht positiv aus: Lediglich 38 000 Beschäftigte arbeiten in dieser Branche. Erneuerbare Energien schaffen dagegen neue Arbeitsplätze: Mehr als 200 000 Menschen haben hier zukunftsfähige Arbeitsplätze. Und schließlich ist Deutschland bei der Atomenergie 100 Prozent abhängig von Uran-Importen. Die aktuellen Uran-Vorräte reichen für die nächsten 65 Jahre. Bei einem weiteren Ausbau der Atomenergie würden die Uranvorräte noch früher zu Ende gehen. Eine vernünftige Zukunft, ohne diese Risiken in Kauf nehmen zu müssen, bietet dezentrale Energie-Erzeugung aus regenerativen, umweltfreundlichen Quellen (was die regionale Wertschöpfung und Beschäftigung steigert) mit gleichzeitiger Energieeinsparung bei Strom und Wärme sowie Effizienzsteigerung durch Kraft-Wärme-Kopplung. Zeljko Brkic, Trier energie

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort