Aufgeblähte Bürokratie

Zum Artikel "Test angelaufen" (TV vom 4. September):

Der Gedanke der schnellen Information zum Nutzen des Patienten ist grundsätzlich zu begrüßen. 90 Prozent der durch ärztliche Fehler verursachten Todesfälle in Deutschland sind nur auf fehlende Kommunikation und Information zurückzuführen. Das Vorhandensein der E-Card ist aber kein Grund für eine Besserung. Der Zeitfaktor, der unter anderem daraus resultiert, dass immer mehr Mittel in der Verwaltung und immer weniger in Behandlung der Patienten investiert wird, ist doch der Hauptgrund für Mangelinformation. Das wird durch die E-Card leider verschärft. Wie viele Ärzte und Pflegekräfte könnten für die mindestens sieben Milliarden Euro, die die E-Card kostet, eingestellt werden? Wie viele für die zwei Milliarden, die die Verwaltung des sogenannten Disease-Management-Programms (DMP) Diabetes kostet? Dann wäre mehr Zeit für Patienten- und Kollegengespräche vorhanden, der aufgeklärte Patient könnte überflüssige Mehrfach-Untersuchungen selber erkennen. Kann das die E-Card? Dann käme es nicht mehr zu der Situation, dass der endgültige Arztbrief des Krankenhauses wegen Personalknappheit erst drei Monate nach Entlassung den Hausarzt erreicht und darin dringend empfohlen wird, eine Untersuchung drei Wochen nach Entlassung durchführen zu lassen. Dann käme es nicht zu der Situation, dass ein Patient aus einem qualitätszertifizierten Krankenhaus den Hausarzt anruft mit der Bitte, ihm seine Situation und sein Krankheitsbild zu erklären, weil im Krankenhaus keine Zeit dafür vorhanden sei. Ein Daseinsrechtfertigungs- und Aufblähungsprogramm für Bürokratie jagt das andere und wird aus Versichertenbeiträgen finanziert. Angeblich im Auftrag der Bürger. Vielleicht wird es in Zukunft so aussehen, dass bei nächtlichen Fieberkrämpfen oder Gallenkoliken nicht mehr der (wegrationalisierte) Arzt angerufen werden kann, sondern der ZVD (Zuständige Verwalter vom Dienst), der die Schilderung der Beschwerden aufnimmt, katalogisiert und nach Kostenprüfung an ein Bewertungsgremium weiterleitet, das dann den Rettungshubschrauber aktiviert.Arztpraxen werden kaputt gespart, denn nach wie vor behauptet Ulla Schmidt, es gäbe zu viele Ärzte. Also weitersparen und das gesparte Geld in Wellness-Angebote zur Werbung von jungen Menschen mit geringem Kostenrisiko für die Krankenkasse einsetzen.Dr. med. Gunther Aurich, Gusterath gesundheitskarte

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