Bahn

Zum Kommentar "In egoistischer Sache" (TV vom 6. Oktober) und zu den Streiks der Lokführer:

Ausgewogen und neutral soll die Berichterstattung der schreibenden Zunft sein. In den allermeisten Fällen wird diese Regel eingehalten. Was Stefan Vetter aber da an Kommentar vom Stapel lässt, kann nicht unwidersprochen bleiben. Schon mit der Unterzeile ("Warum die GDL das gesamte Gewerkschaftslager in Verruf bringt") lässt er erkennen, dass eine kämpfende Gewerkschaft eher ein rotes Tuch für ihn ist. Auch wenn das mit den Vorworten des Kommentars etwas bemäntelt wird. Fakt ist jedoch, dass jede Arbeitnehmerschaft frei auswählen kann, von wem sie sich in Tarifangelegenheiten vertreten lässt. Diese werden weitaus demokratischer in ihr Amt gewählt, als es bei der Besetzung von Vorstandsposten der Fall sein dürfte. Unter einem gewissen Herrn Mehdorn zum Beispiel begann der Niedergang der bis dahin als Vorzeigeobjekt geltenden Deutschen Bahn (DB). Seitdem dieser Manager seine Finger im Spiel hatte, galt nicht mehr der Wert der DB an sich, sondern nur noch der Wert der angestrebten Aktie. Instandhaltung und Instandsetzung verkamen zur lästigen Nebensache. Das Personal zur verschiebbaren Masse. Das Ergebnis dieser verheerenden Betriebspolitik kann man auch unter seinem Nachfolger Grube noch bestaunen: unpünktliche Züge, Pannen ohne Ende, Automaten statt Ansprechpartner. Der Gipfel war das Chaos des Mainzer Bahnhofs, wo überhaupt nichts mehr ging, weil man ihn personell kaputtgespart hatte. All diese Zustände wurden von einer Gewerkschaft begleitet, die diesen Namen längst nicht mehr verdiente. Wie man dieses "Gewerkschaftslager" - wie von Herrn Vetter geschrieben - noch in Verruf bringen will, ist mir ein Rätsel. Wäre es gleich zu Beginn der brachialen Methoden der Manager auf die Barrikaden gegangen, wären ihm wahrscheinlich die Sympathien der Bahnkunden sicher gewesen. Jetzt auf eine - wenn auch kleine - Gewerkschaft draufzuhauen, die sich mit Biss und Durchsetzungsvermögen um ihre Mitglieder kümmert, ist nicht fair, eher sollte es Respekt abnötigen. Nicht sie bringt die anderen Gewerkschaften in Verruf. Durch ihr jahrelanges zahmes Verhalten haben diese sich ihren Ruf selbst verdient. Dass die Zugbegleiter und Speisewagen-Mitarbeiter nun zur Gewerkschaft der Lokführer streben - wer soll es ihnen verdenken? Peter Trauden, Heilbach

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