Besser gleich einen Chip unter die Haut pflanzen

Zum Artikel "Heiße Phase beginnt" (TV vom 31. Mai):

Ein Test ist gut. Ein Test ist nie verkehrt. Wenn es denn ein Test ist. Ein Test ist ergebnisoffen. Mit der Option, auch einen Rückzieher machen zu können. Nach bisherigen Informationen hat die Politik jedoch nicht die Absicht, die elektronische Gesundheitskarte (EGK) überhaupt nur in Frage zu stellen. Dabei sind, abgesehen von der Ablehnung der Ärzteschaft (Resolution auf dem 110. Ärztetag in Münster), bisher immer noch mehr Fragen offen denn geklärt. Eine Kostenersparnis wird behauptet, Experten rechnen dagegen mit Milliardenkosten. Wer sie bezahlen soll? Keiner schreit hier. Als Gedankenspiel sind die Möglichkeiten einer EGK faszinierend. Und die Realität? Wenn der Patient wichtige Daten (aus gutem Grund) nicht freigibt? Wenn sich irgendwie falsche Daten auf die Karte verirren - wer ist dafür verantwortlich? Vor allem, ohne Technik funktioniert gar nichts. Die elektrisch-elektronische Ausrüstung muss vorhanden und betriebsbereit sein. Wer einmal einen Ausfall oder eine Störung der EDV in der Praxis erlebt hat (ohne EGK), weiß, welch ein Chaos dann erstmal ausbricht.Dann läuft nichts mehr. Im Normalbetrieb, mit viel Zeit, mag das ja alles gutgehen, aber dafür bräuchte man die EGK ja nicht unbedingt. Ihre besonderen Vorteile soll sie ja im Notfall zeigen. Aber Patient und Arzt müssen ihre Karten ins Lesegerät stecken und ihre Identifikationsnummern eingeben. Das wird insbesondere der bewusstseinsgetrübte Notfallpatient ohne Schwierigkeiten meistern. Es muss eine Datenverbindung zum Server bestehen. Sicher kein Problem im RTW bei einem der Funklöcher um Trier herum. Und, nicht zu vergessen, der Patient muss die Karte dabeihaben! Wie oft erleben wir, dass die Patienten ihre Karten sonstwo haben - nur nicht dabei. Da wäre es sicherer, jedem einen Chip unter die Haut zu implantieren. Bei Hunden funktioniert das ganz gut. Irgendjemand muss gewaltig an der Chose verdienen können - und einen guten Lobbyisten-Draht zur Politik haben. Die Mehrzahl der Patienten hat kein Interesse, die meisten Ärzte nicht (siehe oben). Für die Apotheker ist es ein Mehraufwand. Für die Krankenkassen wird der Patient noch gläserner. Orwell lässt grüßen - aber 1984 ist ja schon vorbei.Michael Rost, Trier Gesundheit

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