Besser versorgt als Hartz-IV-Empfänger

Zu unserer Serie über die JVA Wittlich schreibt dieser Leser:

Für 2,96 Euro ein Essen wie im Artikel beschrieben. Das kriege ich nicht hin, es liegt aber wohl auch daran, dass ich mich nicht über eine Großküche ernähren kann. Was mich stört, ist, dass es zwar ganz offensichtlich möglich ist, Häftlinge für 2,96 Euro pro Tag derart gut zu ernähren, dass es aber keine Einrichtung gibt, in der sich wirklich Bedürftige auf diese Weise ernähren können. Kann sich eine Hartz-IV-Familie für je 2,96 Euro pro Tag mit Fleisch und frischem Obst ernähren? 330 Euro kann sich ein Häftling als Koch dazu verdienen. Keine Miete, keine Verpflegungskosten, keine Sozialabgaben, keine Heizkosten, 330 Euro zur "freien" Verfügung. Ich kenne keinen Hartz-IV-Empfänger, der 330 Euro im Monat zur freien Verfügung hat.

Ich will ja gar nicht, dass Häftling heutzutage in nassen Kerkern sitzen, nur Ratten als Freunde haben und an einem verschimmelten Stück Brot knabbern. Aber man darf nicht vergessen, wer das alles bezahlt: die Gemeinschaft, der Steuerzahler. Und wir zahlen dafür, dass Menschen, die in erheblichem Maße gegen die Regeln unserer Gesellschaft verstoßen, zum weiteren Schutz dieser Gesellschaft für einen gewissen Zeitraum sicher verwahrt werden, und diese Verwahrung auch eine echte Strafe ist, damit eine Läuterung stattfinden kann. Ich sehe ein, dafür zu zahlen, und nicht, damit es ihnen dort besser geht als manch redlichem Bürger, der einfach nur das Pech hatte, dass seine Stelle wegrationalisiert wurde, seine Firma pleite ging (vielleicht sogar noch, weil öffentliche Auftraggeber ihren Zahlungen nicht nachgekommen sind) oder er sonstwie seinen Job verloren hat.

Sind wir wirklich soweit, dass Sozialfälle besser dran sind, wenn sie gegen Gesetze verstoßen, damit sie in Haft genommen werden?

Tom Reuter, Niersbach

Justiz

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