Bigotter Unsinn

In einigen Äußerungen zu den abgehängten Kreuzen lese ich einen bigotten Unsinn, der mich aufregt. Erstens: Es gibt in unserem Land keine Staatsreligion, also ist es nur folgerichtig, dass in Gebäuden staatlicher Institution keine religiösen Symbole hängen.

Wenn jemand diese Kreuze abhängt, ist das kein Angriff aufs christliche Abendland, sondern, wie ich finde, etwas sehr Unspektakuläres. Unsere Republik basiert nicht nur auf christlicher Tradition, sondern auch auf Werten der Aufklärung, der Demokratie und des Pluralismus. Wir sollten eben nicht von den Muslimen lernen, wie man seine Kultur verteidigt, wenn dies bedeutet, dass man Staat und Kirche nicht auseinander hält. Sollte dies keine breite Zustimmung auch bei gläubigen Christen finden, dann willkommen im Mittelalter! Das Kreuz gehört in die Kirche, denn umgekehrt liegt in der Kirche - zum Glück - auch nicht das Bürgerliche Gesetzbuch aus. Zweitens: Die Parallelen, die einige Leserbriefschreiber zum Nationalsozialismus ziehen, sind ein ziemlicher Unfug. Es mag ja sein, dass manche sich daran erinnern, dass in der Nazizeit Kreuze aus Räumen entfernt wurden. Die Verallgemeinerung, dass darum jegliches Entfernen von Kreuzen aus öffentlichen Räumen ein nationalsozialistischer Akt sein könnte, lässt mich an der logischen Denkfähigkeit einiger Kommentatoren zweifeln. Zumindest haben sie nicht verstanden, dass sie vielleicht schon seit 57 Jahren in einem stabilen demokratischen Rechtsstaat leben. Keine Panik, dieser wird nicht im geringsten vom Abhängen einiger Kreuze in Trierer Gerichtssälen erschüttert, und niemand wird Hakenkreuze in die Gerichtssäle hängen. Hartmut Schrör, Langsur

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