Bildung

Zum Leserbrief "Sie wissen es" (TV vom 4. Juni) und zur Diskussion um die Berechnung der Abiturnoten im Land:

 Abi 2014: Die Abschlusszeugnisse sind längst verteilt, die Diskussion über die Noten dauert an. Foto: dpa

Abi 2014: Die Abschlusszeugnisse sind längst verteilt, die Diskussion über die Noten dauert an. Foto: dpa

Zur Frage von Herrn Hügle, ob er falsch liege mit der Annahme, die Abiturienten wüssten um die Verschlechterung ihres Notenschnittes, wenn sie keine Facharbeit schreiben: Sehr geehrter Herr Hügle, ja, Sie sehen es falsch. Nein, sie (die Abiturienten) wissen es nicht. Lassen Sie mich diese Aussage mit einem einfachen Gleichnis begründen: Ein Mann aus dem Bildungsministerium kommt auf Sie zu und fragt Sie, ob Sie nicht für 100 Euro einen Fachartikel schreiben möchten. Sie fühlen sich auch so ausreichend beschäftigt und materiell gut genug gestellt und lehnen dankend ab. Als Sie das nächste Mal Ihre Kontoauszüge überfliegen, stellen Sie fest, dass der Mann 100 Euro bei Ihnen abgebucht (beziehungsweise vom Gehalt abgezogen) hat. Mit welchen Augen würden Sie diesen Mann das nächste Mal ansehen? Nehmen wir an, Sie stellen ihn zur Rede. Der Mann erklärt Ihnen, Sie hätten doch gewusst, dass Sie Geld verlieren, wenn Sie den Aufsatz nicht schreiben. Was würden Sie antworten? Es würde den Rahmen eines Leserbriefes sprengen, die Fakten darzulegen, die beweisen, dass dieses Gleichnis 1:1 das Vorgehen des Bildungsministeriums beschreibt. Tatsache ist, dass in den Informationen des Bildungsministeriums immer nur die Rede davon ist, dass das Erstellen der Facharbeit die Note verbessern kann. Dass den Abiturienten in Rheinland-Pfalz dafür erst einmal die Punkte im Gegenwert eines Grundkurses gemopst werden, wird nirgendwo erwähnt. Weder eine Besondere Lernleistung (die viel aufwendiger als eine Facharbeit ist) noch zusätzliche, freiwillig belegte Grundkurse können einem Schüler diese Punkte zurückbringen. Nur die angeblich freiwillige und angeblich den Notendurchschnitt verbessernde Facharbeit. Damit wird annähernd der Hälfte der Abiturienten in Rheinland-Pfalz ein Malus von 0,1 eingebrockt im Vergleich mit den übrigen Bundesländern. Und das wird so bleiben, bis die Prüfungsordnung korrigiert wird oder zumindest auf den doch recht verbindlichen Charakter der Facharbeit hingewiesen wird. Tatsache ist auch, dass in den Elternabenden das Thema nicht weiter angesprochen wird, um die Eltern nicht mit Informationen zu überfrachten (diese Aussage habe ich telefonisch vom Zuständigen im Ministerium erhalten). Unser Sohn scheint der erste in Rheinland-Pfalz gewesen zu sein, dem aufgefallen ist, was sich hinter der ominösen Formel EI = P/44 {-*} 40 tatsächlich verbirgt. Seitdem sind zwölf Wochen vergangen, ohne dass eine angemessene Reaktion des Bildungsministeriums oder der ADD erfolgt wäre. Fehler passieren immer mal wieder, aber wie man nicht damit umgehen sollte, kann man vom Bildungsministerium gerade lernen. Rudolf Uhl, Trier Wir beglückwünschen Bernhard Hügle zu den neu gewonnenen oder vielleicht schon immer vorhandenen Einsichten in die Feinheiten der Oberstufenreform. Es wäre nur hilfreich gewesen, hätte er sein Wissen rechtzeitig mit den Schülern und dem Kollegium geteilt. Reinhard Bierl, Trier

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