Bis zur Unerträglichkeit banalisiert

Zur Diskussion um Eva Herman und Kardinal Meisner:

Ich plädiere dringend auch in der jüngeren Nachkriegs-Generation für ein Studium der Originaltöne, der Quellen der NS-Zeit. Wo, wenn nicht dort, findet man Antworten auf unsägliche Äußerungen wie die von Eva Herman zur idealen Familie, oder jene Kardinal Meisners zur "entarteten Kunst"? Am schlimmsten sind aber unsere Zeitgenossen, die derartigen Entgleisungen auch noch wohlwollend bis entschuldigend gegenüberstehen und sie so bis zur Unerträglichkeit banalisieren. Entweder wurden sie in der Schule nicht adäquat über das Dritte Reich aufgeklärt oder zu Hause durch Berichte ihrer Verwandten verdorben - oder aber sie sind schlicht zu dumm, das von den Nazis angewandte System zu durchschauen. All diese Ursachen gefährden eine Gesellschaft, weil so der Möglichkeit zu neuem Missbrauch Tür und Tor geöffnet wird!Das Perfide am NS-System war gerade, dass es sich für die Durchsetzung seiner unmissverständlichen Pläne (Stichwort "Lebensraum") der Manipulation von gesellschaftlich anerkannten Werten bediente. Verminderung der Arbeitslosigkeit, Erziehung der Jugend, Förderung der Familie - alles auch heute allgemein als wertvoll erachtete Ziele einer gelungenen Politik. Doch was stand dahinter? Einzig der massive Aufbau einer Kriegsmaschinerie, und zwar von Anfang an! Arbeit entstand in der Rüstungsindustrie, die kollektive Erziehung der Jugend in HJ, BDM und so weiter schuf willfährigen Nachwuchs für das Heer, und die Mutter degradierte man in ihrer Funktion zur reinen Reproduktionsmaschine. Wer in falsch verstandenem, vermeintlich "kritischem" Geist an diesen Zielen zweifelt, dem sei dringend die Lektüre der "Denkschrift zum Vierjahresplan" aus dem Jahr 1936 empfohlen. Auch Hitlers bereits 1925/26 (!) erstmals publiziertes Credo "Mein Kampf" ist eindeutig. Ganze Bevölkerungsschichten wurden durch die kontrollierte, kollektive Instrumentalisierung im NS-System vergewaltigt und entrechtet! Das darf, wer sich auf unser Grundgesetz und seinen Schutz beruft, nicht vergessen. Man sollte einmal die Frauen fragen, deren Söhne im Frühjahr 1945 mit knapp 16 Jahren in aussichtsloser Lage ihr Leben an der Front verschwendeten, oder deren Ehemänner sie als Kriegswitwen zurückließen, oder auch jene Männer, die ihre besten Jahre nicht etwa dem Broterwerb und der Familie gewidmet hatten, sondern nach langer Kriegsgefangenschaft krank, invalide und arbeitsunfähig nach Hause kamen, was für sie die "historische Wahrheit" ist und was sie mit "staatlich verordneter, grundgesetzwidriger und permanenter Gesinnungsvergewaltigung" verbinden!Claudia Steffes-Maus, Waxweiler Kardinal Meisner UND EVA HERMAN

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