Bloße Tradition verpflichtet nicht

Zum 75. Jahrestag der "Machtergreifung" Hitlers:

Hitlers Machtergreifung fand vor 75 Jahren statt. Macht ergreifung, das klingt nach Putsch und einsamem Willensakt. Vielleicht wäre es besser, von Machtübertragung zu sprechen, denn immerhin wurde Hitler vom Reichspräsidenten Hindenburg ganz legal zum Reichskanzler ernannt. Paul von Hindenburg war nicht nur ein Wegbereiter Hitlers zur Macht. Nach dem Ersten Weltkrieg vertrat er die Mär von der "Dolchstoßlegende" (Motto "Das deutsche Heer hätte siegen können, wenn linke Kräfte es nicht daran gehindert hätten…"). Er war es auch, der am 28. Februar 1933 die ihm von Hitler vorgelegte "Notverordnung zum Schutze von Volk und Staat" erließ. Diese Verordnung setzte die wichtigsten Grundrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft und schaffte Rechtsstaat und Demokratie auf "legalem" Wege ab. Hindenburg - sicher kein Demokrat. Hindenburg ist seit 1930 Ehrenbürger der Stadt Trier. In der Moselstadt sind eine Straße und ein Gymnasium nach ihm benannt. Wir sind davon überzeugt, dass der Name einer Schule in Beziehung stehen sollte zu dem dort herrschenden Geist. Bloße Tradition verpflichtet nicht. Seit der Machtübergabe an Hitler ist eine - geschichtlich betrachtet - lächerlich kurze Zeitspanne vergangen. Dass nach NS-Terror, Holocaust und von Hitler-Deutschland angezetteltem Weltkrieg heute die NPD ihre menschenverachtende Ideologie der Ungleichwertigkeit von Menschen, des Rassismus und der Judenfeindschaft nicht nur auf der Straße, sondern auch als Abgeordnete deutscher Landtage verbreiten kann, ist ein Skandal. Dass sich die Trie rer Bürgerschaft bisher eher vornehm zurückgehalten hat, wenn Neonazis in Trier aufmarschierten, ist es auch. Thomas Zuche, Trier, Arbeitskreis "Trier in der NS-Zeit" der AG Frieden e.V. (AGF) geschichte

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort