Brüder im Geiste

Zum Leserbrief "Edle Rächer der sozial Entrechteten" (TV vom 11. November):

Die Scheinheiligkeit des Leserbriefschreibers Maximilian Meurer aus Wittlich ist durch nichts mehr zu übertreffen. Brandenburg sei nur der Beginn eines politischen Tabubruchs.

Es ist schade, dass Herr Meurer sich nicht mit der Geschichte der Wiedervereinigung beschäftigt hat. An den Schaltstellen der Macht der DDR saßen nicht nur Genossen der SED. Zu den Tätern zählten auch in nicht unerheblichem Maße Mitglieder der CDU. Bei der Wiedervereinigung bedienten sich die Parteistrategen im Westen unter anderem der christdemokratischen Genossen, die eine DDR lang mit der SED kollaboriert hatten. Diese Genossen sitzen noch heute, 20 Jahre nach der Wende, in geistiger Bruderschaft und seelischer Umarmung in der CDU an den Futtertöpfen der Macht. Zu den vielen Menschen, die in der Linkspartei und der CDU Ost nicht mehr die Repräsentanten der Mauermörder und der SED-Diktatur sehen, scheint mir auch Herr Meurer zu gehören.

Die CDU Ost definierte unter anderem ihr Ziel, die Weiterentwicklung der sozialistischen Gesellschaft zu gestalten und so grundlegende Voraussetzungen für den allmählichen Übergang zum Kommunismus zu schaffen.

Vergeblich forderte Pfarrer Eppelmann (CDU), dass alle Mitglieder der Ost-CDU, die zwischen dem Tag des Mauerbaus und der Wende Ämter bekleidet hatten oder Mandatsträger waren, sich aus der Politik zurückziehen oder die Partei verlassen sollen. Die, die zu DDR-Zeiten durch das Singen des Hohen Liedes des Sozialismus in höchste Ämter aufstiegen, sitzen heute wieder in hohen Positionen. Bis hin zum Ministerpräsidenten. Leider gehört es bis heute fast zum guten Ton, sich im Nachhinein als Widerstandskämpfer darzustellen

Manfred Rudolf, Föhren

politik

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