Der Sound der Freiheit

Militär

 Wie das leuchtet: Himmel über der Region, neulich. TV-Foto: Peter Reinhart

Wie das leuchtet: Himmel über der Region, neulich. TV-Foto: Peter Reinhart

Foto: (g_leser

Zum Artikel "Behörden haben Bedenken gegen Ausbau der Airbase Spangdahlem" und weiteren Beiträgen zum Thema (TV vom 9. Oktober) diese Meinungen:
Ich lebe schon immer in Trier und kann mich gut daran erinnern, dass es in meiner Kindheit täglich zwei bis drei Mal rumste und die Scheiben klirrten, wenn die Jets mit Überschall über uns hinwegflogen. Das vermisst man heute fast schon. "Jet noise, the sound of freedom", das war damals die Devise. Es gab Bitburg, Spangdahlem, Büchel, Hahn, Ramstein, Sembach, Zweibrücken und Pferdsfeld. Man sagte, die Eifel sei der "Flugzeugträger der Nato". Heute sind nur noch Spangdahlem, Büchel und Ramstein übrig. Die Bundeswehr hört man hier nicht mehr, von Zeit zu Zeit kann man einer F-16-Rotte nachgucken. Mein Gott, wenn da etwas dazukäme, wäre das im Vergleich zu damals wahrscheinlich immer noch vernachlässigbar.
Damals sagte man über Bitburg, dass die Amerikaner der Eifel jeden Monat 200 Millionen Mark Umsatz bescherten, und ich weiß noch, wie groß der Jammer war, als sie wegzogen. Und das nicht nur wegen der fehlenden Einnahmen. Damit fiel auch ein wichtiger Teil der Völkerverständigung weg. Alleine die vielen deutsch-amerikanischen Ehen in der Region.
Im Kalten Krieg waren die Amerikaner Teil des Schutzes gegen den Ostblock, dessen Grenze lediglich 250 Kilometer Luftlinie entfernt lag. Da waren uns die Amerikaner herzlich willkommen. Heute ist das Feindbild diffuser. Auch wenn ich absolut nichts von blödem Politikergefasel halte, dass angeblich unsere Freiheit am Hindukusch verteidigt werden muss, so sehe ich trotzdem sehr wohl (leider) noch die Notwendigkeit einer militärischen Präsenz der Nato in Deutschland.
Und wenn sich Deutschland jetzt in das übliche Klein-Klein verheddert, sagen die Amis: "Tschüss Deutschland, dann gehen wir eben wo anders hin."
Stefan Hahmann
Trier

Nachdem in der Vergangenheit Kapazitäten abgebaut worden sind, wollen unsere amerikanischen Freunde ihr Engagement in Deutschland (Spangdahlem) wieder verstärken.
Neben dem willkommenen wirtschaftlichen Effekt werden, wie das immer so ist, nachteilige Auswirkungen für die Umwelt (zum Beispiel Lärm) erwartet. Das ist verständlich. Aber es gilt wohl auch abzuwägen. Ein vernünftiger und machbarer Umweltschutz liegt allen Bürgern der Region am Herzen. Im Hinblick auf den wieder steigenden Lärm werden aber wohl Kompromisse notwendig sein.
Nicht zu verkennen ist, was die schützende Hand der Amerikaner alleine durch ihr Hiersein für unser Land (und Europa) bedeutet. Deutschland ist ganz sicher nicht in vollem Umfang verteidigungsfähig, und ein großes Abschreckungspotenzial ist wohl ebenfalls nicht vorhanden; wir haben seit Jahren die Nato-Anforderungen nicht erfüllt und alles unseren Freunden in Amerika überlassen. Jetzt müssen wir deren Anstrengungen unterstützen und uns auch offen für steigende Verteidigungsausgaben zeigen.
Hartmut Beitzel
Kelberg

Nein zur Erweiterung der Airbase Spangdahlem. Es ist traurig, wie fragwürdige wirtschaftliche Aspekte den Belangen des Menschen vorangestellt werden. Klar schafft der Luftwaffenstützpunkt Arbeitsplätze, und Firmen/Menschen profitieren von millionenschweren Investitionen. Diese einseitige Betrachtung lässt die Herzen vieler Politiker (und Hauseigentümer) höherschlagen. Der Preis, den wir hierfür bezahlen, ist indes ungleich höher.
Lärm, Umweltverschmutzung und die Verunreinigung des Trinkwassers wiegen schwerer als die vorangestellten Vorteile der Base. Spangdahlem, Büchel, Ramstein - Rheinland-Pfalz ist reichlich gesegnet mit militärischen Luftwaffenstützpunkten.
Geflogen wird, wie es den Militärs passt. Mittagsruhe und Rücksichtnahme sind nicht vorhanden, und Bestimmungen des Lärmschutzes bestehen offensichtlich nicht.
Es klingt geradezu lächerlich, dass Freischneider, Rasenmäher oder Motorsägen während der Ruhezeiten nicht benutzt werden dürfen, die "Donnervögel" aber umherkreisen dürfen.
Eine großräumige Region, die gerne mit Tourismus glänzt, wird zeitweise derart mit Lärm verseucht, dass einem die Lust vergeht, die Lust, hier zu wandern oder zu wohnen oder einfach nur zu relaxen.
Es herrscht bei Manövern wie vor einigen Wochen Lärmterror, ja, zeitweise fühlte man sich wie in einem Kriegsgebiet. Unvorstellbar, wenn nun noch 20 Kampfjets aus England dort stationiert werden, die Nachtflüge veranstalten. Die Aussage, dass sich hierdurch der Lärmpegel erhöht, ist grotesk. Für diese Feststellung bedarf es bei einer Zunahme von Fluggeräten keiner Untersuchung, und Umweltverträglichkeit scheint offensichtlich zulasten der Region zweitrangig.
Anstatt einer Erweiterung zu widersprechen, sucht man nach Möglichkeiten und Wegen, durch die Base einen wirtschaftlichen Aufschwung zu erreichen. Das freut Hauseigentümer im Bereich des Areals und Politiker, die gerne Investitionen einseitig betrachten - ohne Rücksicht auf die negativen Folgen, die zwangsläufig hiermit verbunden sind.
Die Zahl der Menschen in unserer Region, die durch die negativen Auswirkungen betroffen sind, ist weitaus höher als die derjenigen, die hieraus wirtschaftliche Vorteile ziehen. Nicht zu vergessen auch die hohen, aus Steuermitteln finanzierten Lasten des deutschen Staates zugunsten des amerikanischen Militärstützpunktes.
Arno Schäfer
Trier

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