Die Bank des kleinen Mannes

Als die ehemalige Kreissparkasse Trier-Saarburg und die Stadtsparkasse Trier im Jahre 1994 zur Sparkasse Trier fusionierten, war ich Mitglied des Kreistages und des Verwaltungsrates der Kreissparkasse.

Als solcher war ich einer der ganz wenigen, die dieser Fusion sowohl im Verwaltungsrat wie auch im Kreistag nicht zugestimmt haben. Meine damaligen Gründe sind heute noch genauso gültig wie seinerzeit. Auch damals wurden von den Befürwortern die gleichen Argumente ins Feld geführt, zum Beispiel: größeres Institut gleich bessere Wettbewerbsfähigkeit gleich bessere Chancen, den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen und so weiter. Die eigentliche Frage, die sich damals wie heute stellt, ist: Was hat der Kunde davon? Die Sparkasse ist immer noch die Bank des kleinen Mannes, des Lohn- und Gehaltsempfängers, des Sparers, des Handwerkers und Kaufmanns. Bis jetzt kann ich keine Vorteile aus der damaligen Fusion erkennen. Das Gegenteil ist eher der Fall. Nach der Fusion wurden Zweigstellen, insbesondere in den Dörfern, geschlossen oder andere nur mehr halbtags oder tageweise geöffnet. Die Gebühren wurden erhöht. Die Zinsen, Soll- wie Habenzinsen, sind nicht günstiger als vor der Fusion. Im Gegenteil, der Wettbewerb ist geringer geworden, was sich bestimmt nicht zu Gunsten der Kunden ausgewirkt hat. Dass größere Sparkassen mit hohen Bilanzsummen auch höhere Risiken beinhalten, wird oft und gerne verschwiegen. Größere Institute haben auch größere Möglichkeiten der Kreditgewährung und damit auch größere Risiken und Verlustmöglichkeiten. Die Bankenskandale der letzten Jahre beweisen das. Die Vorstände der Sparkassen stehen den Fusionen fast immer aufgeschlossen gegenüber, was nicht verwunderlich ist, zumal ihnen stets versichert wird, dass sie ihre Posten behalten. Sie gewinnen durch eine größere Bank mehr an Ansehen und Einfluss. Bei den Mitarbeitern führen die Synergie-Effekte einer Fusion, nicht zu Unrecht, zu Ängsten um den Arbeitsplatz und ihre berufliche Zukunft. Die Sparkassen haben einen öffentlichen Auftrag zu erfüllen, nämlich die Versorgung der Bevölkerung mit den notwendigen Bankdienstleistungen sicherzustellen. Sie sind nicht dazu da, sich mit den international tätigen Geschäftsbanken zu messen und in der internationalen Finanzwelt der Spekulanten und Jongleure mitzumischen. Walter Conzem, Wellen

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