Die Bodenhaftung verloren

Zu den jüngsten Entscheidungen des Papstes meint diese Leserin:

Seit fast 18 Jahren bemühen mein Ehemann (evangelisch) und ich (katholisch) uns, unseren evangelisch getauften und christlich erzogenen drei Kindern das Gemeinsame beider Konfessionen zu vermitteln. Wie sieht aber das Gemeinsame in der kirchlichen Praxis aus?Ich werde als Katholikin in einem evangelischen Gottesdienst zum gemeinsamen Abendmahl mit meiner Familie eingeladen, mein Ehemann und meine Kinder müssen in einer katholischen Messe sitzen bleiben, wenn ich die Kommunion empfange. Dabei bin ich mir der theologischen Problematik "Abendmahl versus Kommunion" als theologisch und historisch interessierter Mensch durchaus bewusst. Ich wage jedoch aus eigener Erfahrung heraus zu bezweifeln, dass die Glaubenskongregation in Rom noch die im 21. Jahrhundert erforderliche "Bodenhaftung" besitzt. Wir müssen uns doch wohl eher Sorgen machen, ob unsere Kinder und Jugendlichen die Bedeutung der Religion als Wertevermittlerin auch weiterhin akzeptieren. Hier könnte auch die katholische Kirche eine sehr wichtige Funktion erfüllen. Aber wird sie das ernsthaft, wenn sie versucht, das Rad der Kirchengeschichte rückwärts zu drehen, indem sie lateinische Messen wieder salonfähig macht? Werden moderne Jugendliche allen Ernstes an einer lateinischen Messe teilnehmen, die von einem Priester zelebriert wird, der ihnen den Rücken zukehrt, also in keinen ernsthaften Dialog mit ihnen treten will? Soll diese Klientel nur alle zwei Jahre mit einem Katholikentag zufrieden gestellt werden, auf dem dann Themen, die sie interessieren, kind- und jugendgerecht aufbereitet werden? Mich ärgert die Hybris, dass bei Kenntnis der 2000-jährigen Kirchengeschichte auf katholischer Seite so gar keine "Mängel" eingestanden werden. Ich bin von den jüngsten Entscheidungen in Rom - Messen im vorkonziliaren Ritus und Aberkennung des Status der Kirche - als überzeugte ökumenische Christin mehr als enttäuscht! Jutta Albrecht, Trier ÖkumenE

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