Die Retourkutsche

Zum Artikel "Absurd in jeder Hinsicht" (TV vom 31. Juli):

Nichts wird unter den deutschen Verbrauchern zurzeit mehr diskutiert als die teilweise vollzogenen und noch zu befürchtenden Preiserhöhungen für Lebensmittel. Um es vorweg zu sagen: In Europa gibt kein Verbraucher so wenig Geld für Lebensmittel vom verfügbaren Einkommen aus wie der Deutsche. Deutschland ist das Land mit den niedrigsten Ausgaben für Lebensmittel. Die bereits vollzogenen und noch befürchteten Preiserhöhungen für Lebensmittel haben so gut wie nichts zu tun mit den Preiserhöhungen, die die Landwirte für ihre Agrarprodukte bekommen oder bekommen sollen. Bisher ist beim Landwirt von den in Aussicht gestellten und zu erwartenden Preiserhöhungen für Agrarprodukte so gut wie nichts angekommen. Für die zweite Jahreshälfte rechnet man bei Milchprodukten mit einigen Cent Preiserhöhung je Kilo Milch, und beim Getreide hat sich der Preis gut erholt, was für die Ernte 2007 hoffentlich beim Landwirt in Euro und Cent ausgezahlt werden kann. Wenn bei Getreide oder Mehlprodukten der Getreideanteil am Endprodukt circa vier Prozent ausmacht und der Braugersten-Anteil am Bier circa ein Prozent, ist es nicht korrekt beziehungsweise an der Realität vorbei, die Preiserhöhungen an Ladentheken bis zu 40 Prozent dem Landwirt anlasten zu wollen. Bei Milchprodukten ist es etwa die gleiche Situation. Man geht davon aus, dass durch die Preiserhöhung bei Milch für einen Durchschnittsverbraucher im Monat zwei bis vier Euro mehr zu zahlen sind. Alles, was der Verbraucher mehr zahlen muss, hat andere Ursachen. Man nutzt die Gunst der Stunde, sich einen höheren Anteil am Produkt zu verschaffen, was teilweise auch berechtigt sein mag. Die Lohn-, Energie- und Allgemeinkosten, die auch in den letzten Jahren teilweise vom Handel nicht voll weiter gegeben werden konnten, sind die Hauptverursacher. Die Produkte sind laut Expertenaussagen weltweit knapp, von daher gibt der Markt es her, höhere Preise durchzusetzen. Daran werden sich die Verbraucher gewöhnen müssen. Jedenfalls hat der Landwirt Jahre und Jahrzehnte zu wenig für seine Produkte erhalten, so dass kaum Gewinne zu erwirtschaften waren und viele Betriebe aufgegeben haben. Die Retourkutsche wird zurzeit voll spürbar.Alfons Kewes, Bitburg-Masholder Lebensmittel

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