Doppelt bestraft

Ich kann Michaela Stock nur zustimmen, dass Deutschland äußerst kinderunfreundlich ist. Sie beschreibt die Situation mit einem zweijährigen Kind, ich aber habe drei Kinder zwischen acht und zwölf Jahren, und auch mit den größeren Kindern wird man nicht netter empfangen.

Wenn man nämlich mit denen ins Schwimmbad oder in einen Freizeitpark möchte, hat man schon an der Kasse Probleme. In fast allen Einrichtungen kann man, damit der Eintritt für Familien nicht so teuer ist, eine Familienkarte kaufen. Super, denken sich viele, für Familien ist der Eintritt nicht so teuer. Aber nicht für uns, denn eine Familie ist in Deutschland nur Vater, Mutter und maximal zwei Kinder. Wir müssen fast überall, so zum Beispiel im Erlebnisbad "Calypso" in Saarbrücken oder im Eifelpark in Gondorf, für das dritte Kind zusätzlich den vollen Preis für Jugendliche zahlen. Sind wir also keine Familie, nur weil wir zu fünft sind? Die Kosten für Freizeiteinrichtungen sind oft trotz Familienkarte recht teuer. Aber Familien mit mehr als zwei Kindern zusätzlich zu belasten, ist nicht gerade kinderfreundlich. Ebenso schwierig ist es, Urlaub mit drei Kindern zu buchen. Die meisten Angebote, egal bei welchem "familienfreundlichen" Anbieter, lassen nur zwei Kinder zu, sogar bei "Familienreisen". Wir müssen in den Ferien, also in der teuersten Saison, fahren, und wenn ich eine Reise für fünf Personen buchen will, werde ich doppelt bestraft, zum einen, weil die Hauptsaison sowieso schon so teuer ist und zum anderen, weil ich auch noch ein drittes Kind mitnehmen will, dass hier in Deutschland nicht in den Rahmen passt. Genau wie Michaela Stock mit ihren Erlebnissen könnte auch ich tausend weitere solche unangenehmen Dinge aufzählen, die Eltern immer frustrierter werden lassen und nicht gerade dafür sprechen, Kinder zu bekommen. Und daran ändert auch der Vorschlag von Ministerin Ursula von der Leyen nichts, die Zahl der Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren zu verdreifachen. Diese Politik steht doch nur dafür, die Kinder in Krippen betreuen zu lassen. Aber was ist mit den Familien oder Müttern, die ihre Kinder selbst betreuen und mit ihnen einmal etwas unternehmen wollen? Vielleicht sollte man die dafür jährlich bezifferten drei Milliarden Euro so verteilen, dass auch diese Familien etwas davon haben. Sylvia Zelasny, Konz

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