Ein Spitzendirigent

Zum Artikel "Der Prophet und der Dirigent" (TV vom 19. Juni):

Welch geflügelte Worte; welch ausdrucksstarke Überschrift. Zugegeben: ich bin parteiisch - als Mitglied des Chores bei der Aufführung des Oratoriums "Elias" in Kröv und Daun - aber was diese Überschrift ausdrücken möchte, entzieht sich meiner Vorstellungskraft.Will sie den Dirigenten Albert H. Henn in krassen Gegensatz zum Propheten stellen; indem ein Orchestermitglied zitiert wird, Henns Dirigat sei für "verwackelte Stellen” im Orchester verantwortlich? Aufgrund zahlreicher Gespräche mit Mitgliedern des aus Halbprofis bestehenden akademischen Orchesters bin ich überzeugt, dass sich das Ensemble wie auch der Laienchor absolut sicher unter der Leitung und dem Dirigat von Henn fühlt. Oder wird der Dirigent etwa dem Propheten gleich stellt; indem dann doch noch ein gütliches Schlusswort kommt und Herrn Henn eine bemerkenswerte Gesamtleistung attestiert wird? Alle Mitglieder des Chores haben während der eineinhalb Jahre dauernden Proben für diese Aufführung erfahren, welch ausgeprägter Musikverstand, welche Kompetenz und Erfahrung sich in Henn vereinen, und sind gewiss, dass wir mit ihm einen absoluten Spitzendirigenten haben.Ich kann auch dem Urteil über die Leistungen der Solisten nicht ganz zustimmen. Dass wir mit Kay Stiefermann einen Spitzensolisten haben, wussten wir seit der Aufführung des "Paulus" vor drei Jahren, wo Stiefermann bereits brillierte. Dass Herr Henn bei der Besetzung der Altstimme mit Silke Breidenbenden eine ebenfalls gute Auswahl getroffen hat, dessen bin ich mir aber ebenso sicher. Die Sichtweise eines Musikkritikers mag eine andere sein, nur gut, dass die Mehrzahl der Konzertbesucher keine ausgebildeten Musikpädagogen waren, sondern nur einfache Musikliebhaber, die der gesamten Aufführung eine hervorragende Leistung bestätigten.Wenn in der Eröffnung dann auch noch die beeindruckende phantastische Kulisse beschrieben wird, warum ist sie dann nicht im Bild zu sehen? Genauso wie vor drei Jahren bei der Paulusaufführung werden vier offenmundige Solisten abgebildet, während der Gesamteindruck eines solchen Oratoriums leider verborgen bleibt. Mitwirkende und Besucher hätten dem wohl eher ihre Zustimmung erteilt. Aber, wie bereits erwähnt, die Geschmäcker sind verschieden und ich als Chormitglied bin parteiisch.Michael Condne, Kröv ORATORIUM

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