Ein Systemwechsel muss her

Zum Artikel "Muh hat die Milliarde im Blick" (TV vom 6. Juli):

Ein positiver Geschäftsbericht der eigenen Molkerei, gepaart mit der Ankündigung steigender Milchpreise, ist sicherlich erfreulich für jeden Milcherzeuger. Daraus zu folgern, dass für die Milchbauern jetzt rosige Zeiten anbrechen, ist jedoch außerordentlich blauäugig. Die angekündigte voraussichtliche Preissteigerung von 3,5 Cent sieht zwar auf den ersten Blick sehr gut aus, doch bei näherer Betrachtung der Lage bedeutet dies nur den berühmten Tropfen auf den heißen Stein. Angesichts der Tatsache, dass allein die Kostensteigerung bei Energie und Kraftfutter die Preisverbesserung weit gehend aufzehrt, sind die Milcherzeuger auch weiterhin sehr weit von kostendeckenden Preisen entfernt. Um dieses Ziel zu erreichen, muss ein Systemwechsel bei der Milchpreisfindung einsetzen, der es den Erzeugern ermöglicht, Milchpreise anhand einer kostenorientierten Kalkulation festzulegen. Wenn Lebensmittelhandel und Molkereien tatsächlich an einer Marktpartnerschaft mit den Milcherzeugern interessiert sind, müssen sie diesen Wechsel mittragen. Das bisherige System der Niedrigpreise mit staatlichen Ausgleichszahlungen ist sowohl gesellschaftlich wie wirtschaftlich inakzeptabel und muss durch eine marktorientierte Produktion zu Kosten deckenden Preisen abgelöst werden, um auf Dauer eine ausreichende und zuverlässige Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln sicherzustellen. Durchsetzen können allerdings nur die Milcherzeuger selbst diesen Wechsel, indem sie mehrheitlich dafür eintreten. Der Eindruck, der in dem Artikel erweckt wird, dass sich alle Probleme der Milcherzeuger von selbst in Wohlgefallen auflösen, ist dann doch wirklich zu schön, um wahr zu sein. Kurt Kootz, Obergeckler wirtschaft

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort