Eine Frage des Formats

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Sven-Olaf Witt aus Wasserliesch schreibt: Vor kurzem hat der TV einen Preis für den "Amicus Treverensis" gewonnen. Herzlichen Glückwunsch! Der Bericht hat mich aber unangenehm daran erinnert, dass der TV noch mehr "Format" beweisen könnte. Ich meine das wörtlich, denn das Innovative an dieser Beilage zur Konstantin-Ausstellung war deren handliches Format: Sie ließ sich wie eine Zeitschrift lesen.

Dank sporadischen Konsums der einen oder anderen Quiz-Sendung im TV (hier: Fernsehen) weiß ich, dass bei Printmedien zwischen "nordischem" und "halb-nordischem Format" unterschieden wird. Zeitungen im kleineren Format halte ich für weitaus leserfreundlicher. Insbesondere in öffentlichen Verkehrsmitteln, aber auch zu Hause am Frühstückstisch oder im Café ist das von mir favorisierte Format erheblich Platz sparender sowie geräuschärmer beim Umblättern und damit sozial verträglicher als das derzeit vom TV (hier: Trierischer Volksfreund) gedruckte. Meine Vermutung ist, dass die Leserschaft, vor die Wahl gestellt, die "halb-nordische" Variante vorziehen würde.

Lieber Herr Witt,

vielen Dank für Ihr Schreiben. Über das "richtige" Format wird in der Zeitungswelt seit Jahren kontrovers diskutiert. Angesichts sinkender Auflagen haben manche Blätter auf das sogenannte "Tabloid" (auch: "halb-nordisches Format") umgestellt. Straßenverkaufs-Zeitungen in London oder New York erscheinen seit jeher so. In Deutschland ist die "Frankfurter Rundschau" geschrumpft, auch die "Welt" gibt es in einer kompakten Variante. Die meisten regionalen Abonnement-Zeitungen halten aber an alter Größe fest - aus guten Gründen. Für Menschen, die auf dem Weg zur Arbeit in der U-Bahn Zeitung lesen, ist das handliche "Tabloid" praktischer: schneller Überblick auf engstem Raum. Wer am Frühstückstisch liest, ist mit einem größeren Blatt besser bedient. Der TV ist in vier "Bücher" (Politik - Lokales - Sport - Kultur) gegliedert und hat zwölf Lokal-Ausgaben. Eine leserfreundliche Struktur, die beim Wechsel auf Zeitschriften-Größe verloren ginge.

Hinzu kommt: Verschiedene Zeitungsformate sprechen Leser ganz unterschiedlich an, sagen Wissenschaftler der Uni Trier. Das Kompakt-Format begünstigt demnach "eine übersichtsorientierte Leseweise, bei der optisch auffallende Elemente [] verstärkt rezipiert werden, während das Großformat stärker die Intensivlektüre einzelner Beiträge fördert." Das Design bestimmt das Sein, sprich: die Inhalte und deren Wahrnehmung. Der TV, so wie ihn die meisten unserer rund 270 000 Leserinnen und Leser kennen und schätzen, wäre bei einer Format-Umstellung nicht mehr der TV. Statt dessen verfeinern wir ständig das bewährte und erfolgreiche Konzept, etwa durch Neuerungen beim Layout.

Übrigens: Seit 1973 ist die Größe von Zeitungen in Deutschland genormt (DIN 16604). Der TV ist 355 mm breit und 530 mm hoch: das sogenannte "Rheinische Format".

Schönes Wochenende!

Peter Reinhart, stellvertretender Chefredakteur

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