Eine Perspektive bieten

Dieser Artikel handelt von jungen Menschen, die im Gefängnis leben. Menschen, deren Kindheit man als alles andere als glücklich bezeichnen kann und die spätestens im jugendlichen Alter gemerkt haben, dass sie im Abseits stehen und sozialen Aufstieg nicht schaffen werden.

Ein Leben, das schon immer geprägt war von Gewalt und Armut. Wieso sollten diese Menschen im Gefängnis ein anderes Verhalten an den Tag legen? Wenn Blutergüsse, Prellungen und Platzwunden, die durch Gewalt im Gefängnis entstanden sind, nicht mal ein Achselzucken hervorrufen, dann muss man sich fragen, ab welchem Verletzungsgrad wir erschüttert sind. Ab einem doppelten Beinbruch? Oder reicht auch ein ausgeschlagener Zahn? Fällt uns wirklich nichts Besseres ein, als jugendliche Straftäter, die drogenabhängig sind, ins Gefängnis zu sperren? Die Beschaffung von Drogen im Knast ist ein Leichtes und die Qualität der Drogen um ein Vielfaches schlechter als draußen. Kann man diesen Menschen, die perspektivlos in eine öde Zukunft schauen, verübeln, dass sie das Bedürfnis haben, sich mit Drogen jeglicher Art "wegzuknallen"? Wir wissen doch, welche Jugendlichen im Gefängnis sitzen. Die Mehrzahl kommt nicht aus akademischen Familien, und im Familienbesitz befindet sich auch selten eine Villa am Tegernsee. So lange wir hier draußen keine Perspektiven zum sozialen und materiellen Elend bieten, müssen wir uns über Zustände in deutschen Gefängnissen nicht wundern. Unsere Gesellschaft sollte endlich einmal Verantwortung zeigen und Menschen mit einer so unglücklichen Vergangenheit eine Zukunft mit Perspektive bieten. So manche Zelle in Deutschland stünde dann leer. Mirijam Günter, zur Zeit Kloster Himmerod

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