Energie

Zum Leserbrief "Bis der Akku schlappmacht …" (TV vom 27./28. Juni):

Es entspricht fast schon dem Zeitgeist, gegen die E-Mobilität zu sprechen: War man anfangs positiv, teils euphorisch, jedoch abwartend, ist man meist schon negativ dazu eingestellt. Und das nur wegen der Reichweite der E-Autos? Nach meinem Dafürhalten sind es die beiden großen Lobbygruppen, die Öl- und die Autoindustrie selbst, die hier ganze, aber unauffällige Arbeit leisten. Der Beweis: Sie haben es bisher geschafft, dass es an keiner konventionellen Tankstelle, die ich kenne, eine E-Ladesäule gibt. (Bei einem Notfall, als ich mit meinem E-Auto zu einem größeren Umweg gezwungen war, musste ich an einer Trierer Tankstelle anhalten und eine ganze Stunde mit Personal und später mit Chef verhandeln, bis ich für zehn Prozent Strom aus einer normalen Steckdose bekam, um bis zur nächsten Ladesäule zu kommen. Erst als ich drohte, den TV anzurufen, und ich versprach, für den Schaden aufzukommen, wenn die Tankstelle explodierte, ließ man mich die Steckdose benutzen.) Dieses Vorkommnis und dass es an den Autobahntankstellen ebenfalls bisher keine Ladesäulen gibt, ist ein Armutszeugnis sowohl für die Bundes- als auch für unsere rot-grüne Landesregierung. Die Ankündigung im Jahr 2011 von Angela Merkel, bis 2020 eine Million E-Autos auf den deutschen Straßen zu haben, läuft so also voll ins Leere. Die zweite große Lobbygruppe, die Autoindustrie selbst, kann die Entwicklung leicht mit den überhöhten Preisen steuern. Die vorgeschobenen hohen Entwicklungskosten können es nicht sein: Es gibt viel weniger teure Bauteile: einen Elektro motor, seit Generationen erprobt, robust, pflegeleicht, eine Batterie, die es grundsätzlich auch schon lange gibt und ein bisschen Steuerungselektronik. Es gibt keinen Turbolader, keine Injektionsdüsen, keinen Vergaser, Auspuff, Getriebe und so weiter. Selbstverständlich sehe ich die Angst der Branche und der Werkstätten, dass die entsprechenden Reparaturen nicht mehr anfallen. Aber solche Veränderungen gibt es ständig, siehe Landwirtschaft, Einzelhandel in Verbindung mit Internet. Inzwischen fahre ich seit zwei Jahren ein Elektroauto (Twizzy und Zoe), ab und zu auch längere Strecken (Heidelberg, Mainz, Neuwied …). Ich kann es aus eigener Erfahrung sagen: Die Reichweite ist für etwa 97 Prozent meiner Fahrten kein Problem. Für die verbleibenden drei Prozent gibt es verschiedene kostengünstige Möglichkeiten. Peter Müller, Pluwig

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