Es mangelt an der Kunst des Lehrens

Zum Artikel "Gut, aber nicht gut genug" (TV vom 10. April):

Die bedrohliche Schieflage im deutschen Bildungssystem ist nicht neu und hat eine Fülle von Ursachen. Eine weltfremde Dreigliedrigkeit ist nur eine davon. Durch Homogenität, also Vereinheitlichung von Rohstoffen im Sinne einer schnellen Verarbeitung (Schüler werden zu Rohmaterial gemacht), wollte man Bildungswege vereinfachen. Die Ergebnisse in Deutschland müssten somit europaweit an der Spitze liegen. Das ist leider falsch. Das Aussortieren von Kindern nach der vierten Klasse und noch bevor die verdeckten Stärken und Vorlieben hervortreten konnten, ist volkswirtschaftlich gesehen schädlich. Viele Talente bleiben ungefördert. Die Hauptschulstufe hinkt den Berufsanforderungen hinterher. Software und Betriebsabläufe werden immer komplizierter. Folgerichtig suchen viele Eltern einen höheren Bildungsweg für ihre Kinder. Um die Wissenslücken zu schließen, welche die Schulen bei vielen Kindern hinterlassen, kaufen sich Eltern die Nachhilfedienste. Wissenslücken entstehen aus Zeit- und Lehrermangel. Lehrer sind zu oft mit ständigen Änderungen im Schulregelwerk beschäftigt. Und wer danach den Schülern Unterricht im Stil wie noch vor 30 Jahren zumutet, braucht sich über mangelndes Interesse oder Leistung nicht zu wundern.Vor einigen Monaten wurde im Rahmen der Pisa-Debatte das Ergebnis einer Umfrage unter Lehrern bekannt: Die Mehrheit entschied sich für den Lehrberuf wegen der vielen Freizeit und der Sicherheit. Auch wurde bekannt, dass das Lehrerstudium ab Grundschulstufe keine Didaktik mehr beinhaltet, es mangelt den Lehrern also an der Kunst des Lehrens. Keine guten Voraussetzungen für das Gelingen von Schulkarrieren.Geldmangel kann für die Politik kein Argument sein. Wer zig Milliarden Euro durch die Finanzgaukler der Landesbanken verzocken lässt, der muss jetzt auch Geld haben, um Studienpläne zu reformieren und um länderübergreifend alle Schulen auszustatten mit zwei Lehrern je Schulklasse, mit je zwei Sonderpädagogen und mit modernen Lernmitteln. Er muss die Schulen verpflichten, Abschlüsse zu garantieren. Kein Abgänger ohne Abschluss! Abschluss, der jederzeit einer Prüfung standhalten muss.Sigfrido Hartwig, Erden bildung

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