Es menschelt

Wir laden Sie, liebe Leserin, lieber Leser, zum Dialog ein. Sagen Sie uns Ihre Meinung! Das Motto: Leser fragen - die Chefredaktion antwortet.

Theo Arens schreibt per Mail: Was mir immer wieder aufstößt, ist die Rubrik "Menschen" auf der "Welt"-Seite. Muss es denn unbedingt sein, dass Sie Tag für Tag über meistens englische Prominenz, Filmschauspieler oder wie man diese Gesellschaft nennen mag, in einer Form berichten, die eine Vielzahl Ihrer Leser nicht interessiert und teils verabscheut? Muss es denn sein, dass Sie fast jeden Tag über die Entgleisungen eines drogensüchtigen Pete Doherty und seines Anhangs schreiben? Es ist für jugendliche Leser nicht das beste Beispiel, tagtäglich über Drogendelikte, Morde und Verfehlungen dieser unwichtigen Herrschaften zu lesen. Vielleicht kann man die Rubrik besser gestalten!? Lieber Herr Arens,vielen Dank für Ihr Schreiben. "Nichts interessiert den Menschen so sehr wie der Mensch", hat Rudolf Augstein, der legendäre Herausgeber des "Spiegel", seinen Redakteuren als Leitmotiv für die journalistische Arbeit mit auf den Weg gegeben. Will sagen: Wer den Leser emotional berührt, wer ihn wachrüttelt, der weckt Interesse - auch für vermeintlich trockene politische, gesellschaftliche oder wissenschaftliche Themen. An dieser Erkenntnis hat sich nichts geändert. Im Gegenteil: Je komplizierter die Welt, desto wichtiger der menschliche Bezug und die lokale Nähe. Dieses Prinzip der Personalisierung ist aus den Medien nicht mehr wegzudenken. Auch beim Trierischen Volksfreund menschelt es: im Lokalteil, zum Beispiel, in der Rubrik "Menschen ganz nah", im Sport, wo "Fußball-Helden" geboren werden (und wieder sterben), und ganz besonders auf den "Welt"-Seiten. Klatsch und Tratsch, bunt und lustig - die Nachrichten über Stars und Sternchen sind bei unseren Leserinnen und Lesern gefragt, wie wir aus Umfragen wissen. Das Publikum interessiert sich für ungewöhnliche Lebensformen, für Schicksalsschläge und Skandale, für extravagante Typen, ganz allgemein: für Dinge, die bei "Normalos" eher selten vorkommen. Weil man sich so schön darüber aufregen kann, weil man sich amüsiert, weil man sich aus dem grauen Alltag wegträumt in die Welt der Schönen, Reichen und derjenigen, die sich dafür halten. Ob Hollywood-Schauspieler, britische Pop-Musiker, Königskinder oder deutsche Politiker - die menschlich-allzumenschlichen Eskapaden der Prominenz (= Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen und bekannt sind) liefern für viele Zeitungsleser eine unterhaltsame Lektüre. Und dazu gehören nun mal, man mag es bedauern oder nicht, auch die "abscheulichen Verfehlungen".Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!Peter Reinhart, stellvertretender ChefredakteurFragen zur Zeitung? Lob, Kritik, Anregungen?E-Mail: forum@volksfreund.deFax: 0651-7199-409Brief oder Postkarte:Trierischer Volksfreund, ForumHanns-Martin-Schleyer-Str. 854294 Trier

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort