Ethisch höchst problematischer Eingriff

Zum Artikel "Retter oder Ersatzteillager" ( TV vom 15. Oktober):

Der Bericht über die Designer-Baby-Debatte in Spanien hat leider die eigentliche Problematik nicht sachgerecht dargestellt. Jenseits aller emotionalen Mitleids-Appelle oder ideologiebeladenen Fortschritts-Diskussionen geht es im Kern um zwei Fragen. Erstens: "Wann beginnt das menschliche Leben?" und zweitens: "Ist es unter bestimmten Umständen erlaubt, das Leben eines Menschen für einen anderen zu verzwecken oder gar zu opfern?" Denn wenn das Leben eines Menschen auch nur möglicherweise mit der Empfängnis beginnt, wofür medizinisch alles und philosophisch sehr viel spricht, dann ist die gezielte Herstellung eines "Designer-Babys" bei gleichzeitiger "Verwerfung" unerwünschter Embryonen ein ethisch höchst problematischer Eingriff in Selbstbestimmung und Würde des embryonalen Menschen. Der durch Präimplantationsdiagnostik ausgewählte und jetzt geborene Junge wurde nur zu dem einen Zweck künstlich erzeugt, das Leben seines Bruders (vielleicht) zu retten. Dagegen fielen andere, wegen ihrer Gene nicht geeignete Embryonen der Vernichtung zum Opfer. Beides bedeutet einen radikalen Bruch nicht nur mit der christlichen Tradition, wonach jeder Mensch als Geschöpf Gottes zu achten ist, sondern auch mit der mühsam errungenen Erkenntnis der Aufklärung, dass es niemals erlaubt sein kann, einen Menschen zum bloßen Objekt zu degradieren. Auch das Bemühen, Kranke zu retten, rechtfertigt nicht die Verletzung der Rechte und Würde anderer. Zudem könnte in einer Gesellschaft, in der "Heilen durch Töten" als ethisches Prinzip anerkannt wäre, niemand mehr seines Lebens sicher sein. Insofern geht es hier nicht nur um ein medizinisches Verfahren, sondern um die Grundlagen unseres Menschenbildes. Wollen wir Menschenwürde und daraus resultierende Rechte nach Gutdünken zuweisen oder absprechen und uns damit zum Richter über andere machen? Oder wollen wir zu dem stehen, was die Väter und Mütter des Grundgesetzes nach den furchtbaren Erfahrungen der NS-Zeit für immer und ohne Einschränkung festschreiben wollten: "Die Würde (je)des Menschen ist unantastbar"!?

Michael Frisch, Trier

Anm. d. Red.: Herr Frisch ist Vorsitzender der Aktion Lebensrecht für Alle e.V., Regionalverband Trier

gesellschaft

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort