Fähnlein nach dem Wind

Zum Kommentar "Für Festspiele zu provinziell" (TV vom 21. November):

Nun, es ehrt den Journalisten, wenn er zarten Pflänzchen eine Chance gibt. Dem Kulturjournalisten und nicht nur ihm steht ein wenig Pädagogik gut zu Gesicht. Aber es bleibt ein Widerspruch zwischen dem Motto des Trierischen Volksfreunds, unabhängig und überparteilich zu sein, und Dieter Lintz' charmantem Eingeständnis, "schon zu lange den schleichenden Niedergang der Antikenfestspiele schöngeredet oder -geschrieben" zu haben. Ich gehörte zu den Skeptikern, als der überparteiliche Volksfreund noch nicht den unmittelbaren Niedergang der Veranstaltung, sondern sie selber "schönredete oder -schrieb" (nachzulesen auf der einen oder anderen Leserbrief-Seite).

Ein Beobachter, der Triers Provinzialität weniger als der Kommentator daran misst, ob sie ausgerechnet diese Festspiele trägt oder nicht, mag ihr Einschlafen inzwischen zwar gelassen abwarten, doch der Rummel um sie herum trug deutlich genug dazu bei, dass vieles weniger Quoten- und Klatschträchtige auf den Seiten des TV nicht mehr stattfand und eines sachten Todes starb. Nicht dass eine Zeitung "schuld" sein kann, dass beispielsweise kammermusikalische Veranstaltungen von Bürgern der Stadt für Bürger der Stadt kaum mehr angeboten werden - aber worauf sollte ihre Unabhängigkeit und Überparteilichkeit konkret beruhen, wenn sie allzu willfährig Entwicklungen mitmacht und das berühmte Fähnlein nach dem Wind hängt? Ob ein kausaler Zusammenhang zwischen der Subvention entbehrlicher Eventstätten und den Problemen um den Dauerbürgerservice Südbad besteht, mögen Kompetentere beurteilen. In der Wahrnehmung besteht dieser Zusammenhang durchaus.

Klauspeter Bungert, Trier

antikenfestspiele

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