Für die Quote, gegen den Import

Zum Artikel "Hilfen für Milchbauern als kleines Wahlkampfgeschenk" (TV vom 18. September):

Die Milchbauern streiken, und dies in fast allen EU-Ländern, sodass die Medien sich dem Thema einmal umfassender widmen sollten. Wie kommt es zu einer solchen Situation in Europa, da doch die Milchquoten als Mengen- und Preisregulierung eingeführt wurden, um die europäische Landwirtschaft mit ihren Familienbetrieben zu erhalten und nicht eine Industrielandwirtschaft zu unterstützen, in der nur noch Konzerne tätig sind? Als Verbraucher sollte es uns ein Anliegen sein, nicht den sogenannten Analogkäse und 20 000-Kühe-Farmen zu fördern, wie sie ein bekannter europäischer Konzern in Saudi Arabien baut, in denen die Kühe Orangenschalen fressen, um Unmengen Milch zu liefern, die niemand braucht.

Die Milchquote in Europa sollte erhalten bleiben und gut verwaltet werden, sonst bedeutet dies auf Dauer das Ende der europäischen Milchbauern. Die Lobbyisten von Konzernen und Discountern sowie anscheinend auch die Vorstände der meisten Molkereien und des Bauernverbands agieren für eine Abschaffung der Quote, um den Weltmarkt von Europa aus zu beliefern beziehungsweise aus billigen Drittländern nach Europa zu importieren.

Wenn der Bauernverband seine Mitglieder würdig vertreten will, dann darf er nicht mehr behaupten, dass die Mehrheit der Bauern für eine Abschaffung der Milchquote in Europa sei. Befragungen der Milchbauern haben ergeben, dass 70 bis 80 Prozent für den Erhalt der Quote sind. Die Bauern sind außerdem gegen Exportsubventionen und gegen die Öffnung der Märkte, da diese die Situation in den Drittländern und in der EU verschlimmern. Wollen wir eine gesunde Landwirtschaft erhalten, die auch ein Teil unserer europäischen Kultur ist, dann sollten wir die eigentlichen Bauern unterstützen und nicht "Analogbauern" und Lobbyisten von Konzernen. Wir Verbraucher sollten uns fragen, ob wir die aus Drittländern importierte Milch trinken wollen oder die von lokalen Bauern erzeugte, die von regionalen Molkereien vermarktet wird, damit Qualität erhalten bleibt sowie Millionen Arbeitsplätze, die an der Landwirtschaft in Europa hängen.

Als Verbraucher haben wir eine lautere Stimme als die Bauern, und wir haben die Wahl...

Ulrike Kohl, Bilzingen

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