Fachkompetenz bleibt auf der Strecke

Ich verfolge als Außenstehender seit längerer Zeit die Ereignisse in und um das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium. Im Kommentar von Bernd Wientjes werden, wie nicht anders zu erwarten, unter anderem "ein paar frustrierte Pädagogen" schnell als die Schuldigen dieser Schulmisere gebrandmarkt.

Das ist populistisch und mag bei einem Teil der Bevölkerung gut ankommen, weil es das abgedroschene Bild des "faulen, halbtagsbeschäftigten Lehrers" bedient. Es wäre dem Journalisten Wientjes allerdings abzuverlangen, dass er zu einer Versachlichung dieser Affäre beiträgt. Wie ich den vorangegangenen Artikeln des TV entnommen habe, gibt es eine grundsätzliche Auseinandersetzung zwischen Schulleiter und Lehrerschaft im Bezug auf die Unterrichtskonzeption. Wenn diese nicht ausgeräumt wird, kann keine Ruhe an dieser Schule einkehren. Die jetzigen Vorgänge erinnern mich an meine eigene Diensttätigkeit an einem Trierer Studienseminar. Auch hier versuchte ein neuer Dienststellenleiter seine "konstruktivistische" Konzeption ohne jegliche Diskussion dem Seminarteam aufzuzwingen. Kritische Bemerkungen wurden ignoriert, echte Gesprächsbereitschaft und ein Ringen um die Dinge gab es nicht. In allem Neuen sind zumeist auch Gedanken eingebettet, die sich pragmatisch in Bestehendes integrieren lassen. Die dogmatische Verhaltensweise des Dienststellenleiters verhinderte diese wertvollen Momente zur Bildung einer gemeinsam getragenen Unterrichtsbasis. Wer glaubt, dass jede Lehrkraft jedes Unterrichtsfach unterrichten kann und die Schülerschaft alles selbst organisiert, der entwirft auch eine andere Lehrerschaft. Dies beinhaltet auch eine unübersehbare Abkehr von der Fachkompetenz. Ist dieses den Eltern eigentlich klar? Haben sie die Folgen bedacht? Aus der Wirtschaft mehren sich die Stimmen, die von einem immer deutlicher zu erkennenden Mangel an dieser Fachkompetenz berichten. Damit wird es vielleicht auch Zeit, die Bildungspolitik des Landes zu hinterfragen. An meiner ehemaligen Dienststelle wurde das Problem - trotz Versuch - nicht durch einen Mediator gelöst, sondern eine Beförderung des Dienststellenleiters nach Mainz. Das Landeskirchenamt wäre gut beraten - vor allem um der Schülerschaft weiteren Schaden zu ersparen -, ebenfalls eine solche Lösung zu finden. Jürgen Hennemann, Trier

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