Der hübsche kleine Vogel verbringt die kalte Jahreszeit in Ost- und Südafrika.
Der Name Neuntöter ist auf den irrigen Volksglauben zurück zu führen, dass der Vogel neunmal tötet, seine Beute aufspießt und dann erst verzehrt. Neuntöter spießen ihre Beute wie Käfer, Großinsekten und kleine Mäuse als Vorrat und zur besseren Bearbeitung auf Dornen auf, aber nicht neunmal.
Ist der Neuntöter in seinem Brutgebiet angekommen, so kann man ihn gut beobachten, da er in aufrechter Position auf exponierten Ästen in Sträuchern und kleineren Bäumen sitzt. Die Männchen kommen zuerst an, die Weibchen etwas später. Die Verpaarung erfolgt in der Regel jedes Jahr aufs Neue. Männchen und Weibchen unterscheiden sich deutlich voneinander.
Noch nie hatte ich ein Neuntöter-Weibchen gesehen. In diesem Jahr wollte ich es wissen. Ich baute mich vor Herrn Neuntöter - unter Wahrung der Fluchtdistanz - auf und sprach: "Zeig mir dein Weibchen, ich möchte einmal dein Weibchen sehen!" Am anderen Tag geschah das Unglaubliche: Herr und Frau Neuntöter saßen gemeinsam auf einem Ast! Zum ersten Male sah ich ein Weibchen - und die Dame hatte wahre Model-Qualitäten. Aus unterschiedlichen Positionen ließ sie sich ohne Scheu von mir fotografieren.
Aber die Geschichte geht noch weiter, denn auch den Nachwuchs wollte ich sehen. So baute ich mich zu gegebener Zeit wieder vor Herrn Neuntöter auf und bat um Sichtung der kleinen Neuntöter und zum ersten Male sah ich in den kommen Tagen die Jungvögel. Ich konnte zahlreiche Fotos machen. Nun haben die Neuntöter das Brutgebiet verlassen und den weiten, gefährlichen Weg in die Winterquartiere angetreten.
Im kommenden Frühjahr werde ich wieder nach ihnen Ausschau halten, hoffen und bangen, dass sie in ihre Brutgebiete an unserem Berg zurückkommen, damit wieder neues Leben entstehen kann.